Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1826 April 2. 
einfachen Erklärung nicht ausschlossen und daher, so lange diese nicht 
durch scharfe Rechnung für unmöglich bewiesen war, bei meiner Ansicht 
von der wahrscheinlichen Identität beharrt. Ja ich hatte mir sogar 
vorgenommen, diesen Kometen, wenn ich mich einmal von anderen Ar 
beiten frei gemacht hätte, planmässig zu suchen; hoffentlich ist dies 
nun überflüssig geworden. Ich bemerke noch, dass in Ihrer Kometen 
tafel ein kleines Versehen begangen ist, indem die Excentricität des 
Kometen von 1805 nicht neben die elliptischen, sondern neben die 
parabolischen Elemente gesetzt ist; es wäre vielleicht gut, wenn dies 
angezeigt würde, da wenige die Quellen selbst vergleichen. Sogar Encke, 
dem die Aehnlichkeit auch aufgefallen ist, setzt mir zu meiner Bequem 
lichkeit die Abschrift der parabolischen Elemente neben die Excentricität. 
Encke hat mir nunmehr auch seine Pesta-Rechnungen mitgetheilt. 
Es geht daraus hervor, dass wenigstens ö und O vom 4 nicht merklich 
verschieden angezogen werden. Ich habe der Hypothese 1 ) (die durch 
nichts begründet ist) von einer ungleichen affinitas chemica corporum 
coel. nie Geschmack abgewinnen können, wenigstens müssten erst 
schlagende Beweise dafür vorhanden sein. Dass Bouvakd die 4 Masse 
aus den t> Störungen etwas kleiner gefunden hat, beweist gar nichts, 
denn ich kann nicht zugeben, dass La Place’s Näherungsmethode für 
die Planeten-Störungen zur Entscheidung eines so delikaten Punktes 
tauglich ist. 
Rücksichtlich * 2 ) meiner Messungen kann ich für mich allein wenig 
beschliessen. Mein Auftrag ist im Grunde rücksichtlich des trigono 
metrischen Theils vollendet, und ich dachte, insofern Schumacher mich 
gehörig unterstützen will, im Spätsommer die Zenithsektor-Beobb. vor 
zunehmen. Der schwankende Zustand meiner Gesundheit schreckt mich 
ab, auf erweiterte trigonometrische Messungen anzutragen; inzwischen 
habe ich vor Kurzem, unter uns gesagt, in einem Schreiben an Münster 
erklärt, dass ich bereit bin, meine Kräfte auch noch künftig darauf zu 
wenden, falls solche gefordert werden sollten. 
Meine theoretischen Arbeiten lassen bei ihrem so sehr grossen 
Lmfange leider noch viele Lücken. Am leichtesten wäre mir geholfen, 
wenn ich mir erlaubte, mit der Bekanntmachung meiner Messungen 
zwar alle meine Rechnungseinrichtungen zu verbinden, aber deren Ab- 
b Die Hypothese von der „V ahlanziehung unter den Planeten“, wie sie Olbers 
nennt, hatte Lessel in seiner „L ntersuchung des Theils der planetarischen Stö 
rungen, welcher aus der Bewegung der Sonne entsteht,“ 1824 aufgestellt. Yergl. Brief 
No. 305 und 306 im Biiefwechsel Olbers-Bessel und No. 148 und 149 im Briefwechsel 
Gauss-Bessel. Krm. 
2 ) Von hier ab bis „vollendet“ wieder ahgedruckt in Gauss’ Werken Bd. IX, 
S. 376—377. Krm.
	        
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