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Gauss an Olbers. Göttingen, 1826 Mai 14.
2) Ich rede lediglich von Encke’s Aufsatz, indem dies meine ein
zigen Akten sind, und [um] hier einmal den Juristen nachzusprechen,
was nicht in den Akten, ist nicht in der Welt. Gewiss werden sich
einige Einwürfe heben lassen; wahrscheinlich haben einige für Sie gar
kein Gewicht mehr, da Sie mit Encke darüber korrespondirt haben.
Nur der gedruckte Aufsatz, wie er vorliegt, lässt mich unbefriedigt,
Ich räume gern ein. dass viele Umstände den grössten Verdacht
begründen, aber der Beweis des Betrugs hängt doch lediglich von der
Unmöglichkeit ab, dass die Beobb. sich nicht mit den Bewegungsgesetzen
vereinigen lassen. Setzen wir einmal den Fall, dass eine solche Ver
einigung sich erhalten liesse, so würden alle die übrigen Gründe doch
sehr von ihrem Gewicht verlieren. d’Angos ist ein AVindbeutel gewesen.
Ich lasse dies auf sich beruhen, da ich seine literarische Geschichte nicht
kenne. Er hat einen Kometen mit 300 [facher] Vergrösserung beobachtet.
Ja, nach unseren jetzigen Kenntnissen ist dies ungereimt, allein noch
1801 und 1802 nahm man Körper für Kometen, die sich recht gut
mit 300[facher] Vergrösserung beobachten lassen; ich weiss nicht, ob
d’Angos das Aussehen seines Kometen ausführlich beschrieben hat,
einmal wird in dem Aufsatz quaest. von dem nebligen Ansehen ge
sprochen, allein ist es denn nothwendig, dies ganz so zu verstehen,
wie wir jetzt wissen, dass die Kometen aussehen? Auch der Ceres und
Pallas schrieben Scheoeter u. a. Anfangs, obwohl wahrscheinlich mit
Unrecht, ein nebliges Ansehen zu. Selbst der frappanteste der halben
Gründe, dass nämlich d’Angos’ Beobb. zu seinen Elementen nicht passen,
wohl aber dazu passen, wenn man die ©Distanz 10mal vergrössert,
erhält doch seine Kraft erst durch die Unmöglichkeit, die Beobb. durch
eine andere Bahn darzustellen; es ist nicht zu zweifeln, dass er diesen
Error calcidi gemacht hat, aber wäre er sonst ein unbescholtener Mann
und die Möglichkeit einer anderen Bahn vorhanden, so würde man doch
gewiss darin keinen Beweis erkennen, dass die Beobb. erdichtet seien.
Den Rechnungsfehler hat er einmal gemacht; aber ich glaube, dass
ganz derselbe Bechnungsfehler bei manchem anderen wirklichen Kometen
auf eine zwar ganz unrichtige, aber doch die Beobb. gut darstellende
Bahn führen würde.
So viel von den halben Gründen; in jedem andern Fall, als wo es
den Beweis eines A erbrechens gilt, würde ich mir gern gefallen lassen,
wenn Sie meine Gegenreden gegen dieselben für Chikanen erklären
wollten.
Alles kommt also, meiner Meinung nach, auf den Beweis an, dass
es unmöglich ist, die Beobb. durch eine richtige Rechnung darzustellen.
Mir däucht, solch ein Beweis der Unmöglichkeit ist nicht so gar
leicht zu führen, und ich kann mich nicht überzeugen, dass er in dem