Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1826 December 8. 
sehen Apparat schenken wollen. Die Kolonie hat aber die Schenkung 
abgelehnt und lieber den Apparat gekauft. Die astronomische Anstalt 
in N[eu]-S[üd]-W[ales] wird also erhalten, aber nicht Rümker, sondern 
Dunlop Observator bei derselben werden. Letzteren schildert Rümker 
als einen zwar anstelligen und vielen guten Willen habenden jungen 
Mann, aber beklagt, dass ihm eigentliche mathematische Kenntnisse 
völlig abgehen. — Ich bedauere gleichfalls recht sehr, dass Rümker’s 
Eifer und Geschicklichkeit dort unbenutzt bleiben sollen. Wenn Sie, 
lieber Gauss, gerade Gelegenheit hätten, für Rümker in England 
Ihr mächtiges Fürwort einzulegen, oder sich auch öffentlich über ihn 
vortheilhaft zu äussern, so würden Sie wahrscheinlich der Wissen 
schaft einen nicht unwichtigen Dienst leisten. 
No. 606. Olbers an Gauss. 1 ) [321 
Bremen, 1826 December 8. 
Es ist so lange [her], dass ich mich nicht schriftlich mit Ihnen 
unterhalten habe, dass ich mir nun dieses Vergnügen nicht länger ver 
sagen kann. Auch verlangt mich sehr, endlich einmal von Ihnen selbst 
zu hören, wie es Ihnen, Ihrer verehrten Gattin und Ihren Kindern geht. 
Was mich betrifft, so habe ich mich diesen Sommer und Herbst 
hindurch meiner Art nach ganz gut befunden, und ganz zufrieden und 
vergnügt gelebt. Für alles, was Wissenschaft und besonders Astronomie 
betrifft, habe ich noch immer recht viel Interesse, wenn sich gleich 
meine eigene astronomische Thätigkeit natürlich immer mehr beschränkt. 
Mein FRAUNHOFER’sches Heliometer habe ich schon in diesem Frühjahr 
der Hamburger Sternwarte überlassen, erwarte aber dagegen nun von 
Utzschneider ein Fernrohr von 52 Lin. Oeffnung, das, wie ich hoffen 
darf, noch vom sei. Fraunhofer centrirt ist. Wenn dieses Fernrohr 
also gut ausfällt, so muss es an optischer Kraft den schönen Fernrohren 
Ihrer Meridian-Instrumente ziemlich gleich kommen. Ich denke mich 
damit zuweilen in Betrachtung himmlischer Gegenstände zu vergnügen, 
denn zum gewöhnlichen Gebrauch und Kreismikrometer-Beobb. wird 
mein alter braver Dollond nicht abgeschafft oder zurückgesetzt werden. 
Durch den Tod des guten Bode werde ich nun wohl bald zu der 
traurigen Ehre gelangen, der älteste unter den deutschen Astronomen, 
wenn ich mich darunter rechnen darf, zu werden. Jedoch nehme ich 
b Zu dem Inhalte dieses Briefes vergl. auch Olbers’ Brief v. 14. Dec. 1826 an 
Bessel, Briefwechsel No. 822. Krm.
	        
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