Olbers an Gauss. Bremen, 1827 Februar 25. 469
die noch immer zwischen Pond, Brinkley und ihm stattfindet, zum
Theil ausgleichen. Doch vielleicht findet sich hierüber etwas in dem
Bande, der seine Beobb. von 1825 enthalten wird, und der mir noch
nicht zugekommen ist.
Den letzten Kometen habe ich, der schlechten Witterung wegen,
seit dem 22. Jan. nicht wieder gesehen. Das vorige Jahr 1826 ist doch
wohl das allerreichste Kometenjahr gewesen und übertrifft noch das
Jahr 1825. In 1826 sind nicht weniger als 5 Kometen entdeckt und
7 beobachtet worden. Von diesen sieben habe ich sechs gesehen; nur den
jenigen, den Flaugergues 1 ) am 29. März, wie er den Biela-Gambart-
schen Kometen aufsuchte, statt dessen fand und beobachtete, wird wohl
niemand anderes als dieser Astronom gesehen haben.
Meinen grossen 6füssigen Fraunhofer habe ich erhalten und auf
gestellt. Die mehrentheils strenge Kälte hindert mich nur bisher noch,
viel Gebrauch davon zu machen. Seine Güte kann ich also noch nicht
vollkommen beurtheilen; mit den vorläufigen Proben bin ich aber sehr
zufrieden. Er übertrifft natürlich meinen braven Dollond sehr an Licht
stärke, verträgt viel, viel besser starke Vergrösserungen; aber doch
kommt es mir bisher vor, als wenn der Dollond die Bilder noch etwas
schärfer begrenze, als der Fraunhofer. Bei milderer Luft, wenn man
die Temperatur des Beobachtungszimmers erst mit der äusseren Luft
ins Gleichgewicht bringen kann, wird sich das Gewissere erst ergeben.
Denn bei zu ungleichen Temperaturen der inneren und äusseren Luft
wallt alles zu sehr, und bekanntlich ist dies für den Effekt der Fern
rohre um so nachtheiliger, je grösser ihre Aperturen sind.
Die Kälte war hier sehr heftig. Am 19. Febr. morgens Uhr
zeigten meine Thermometer —18°,2 R. An freien, dem Nordostwinde
offenen Plätzen, z. B. auf dem Walle will man bis —22° beobachtet
haben. — Wie gross ist wohl die Kälte in Göttingen gewesen? In
Altona war sie nur —13°,8. — Ich kann es nicht mehr vertragen,
meinen alten Körper lange einer strengen Kälte auszusetzen, und ver
lange also sehr nach milderer Witterung.
Es war mir angenehm zu lesen, dass Sie die persönliche Bekannt
schaft des liebenswürdigen Humboldt gemacht haben. — Sollte unser
Lindenau, nun er als Gesandter zum Bundestage geht, nicht wieder
für die Sternkunde thätig werden? Ich dächte, ein Sächsischer Ge
sandter bei dem Bundestage behielte noch wohl etwas Müsse
übrig. — Ob Zach von den verschriebenen Pariser Aerzten erleichtert
worden ist, habe ich noch nicht erfahren. — Den öffentlichen Blättern
x ) Komet 1826 III, nur von Flaugergues vom 1. bis 6. Apr. 1826 beob
achtet. Krm.