Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1827 August 28. 
seiner gehorsamsten Empfehlung seine schuldigen Dankbezeugungen 
mit den meinigen. Er ist ganz glücklich, eine, seine Erwartung über 
treffende Uebereinstimmung seiner Messungen mit Ihren Bestimmungen 
zu finden. Wenn man den Fehler des Azimuths von Lilienthal, das 
allen seinen Messungen zu Grunde liegt und damals nur durch Har- 
ding’s wenige Sextanten-Beobb. bestimmt wurde, von 1'34" abzieht, so 
wird fast keins seiner Azimuthe mehr als 20" von den Ihrigen ver 
schieden sein. Nur bei sehr nahen Gegenständen z. B. den Stadt- 
Thürmen sind Abweichungen grösser; sehr natürlich, weil er mit seinem 
Sextanten kein Mittel hatte, die Winkel auf den Horizont zu redu- 
ciren. Auch die Distanzen treffen ganz gut, mehrentheils etwa auf 10 
Eheinländische Fuss zu. Fast allein Wilstedt macht eine Ausnahme, 
wo die Differenz nach Gildemeister’s Bechnung auf 28 Fuss steigt, 
obgleich das Azimuth, wenn man die 1'34" abzieht, nur 9" fehlt. 
Sehr verbunden bin ich Ihnen für die so schleunig mitgetheilte 
Nachricht von dem schönen Kometen. Ich habe ihn der Witterung 
wegen nur gestern und vorgestern gesehen. Am 23., wie ich Ihren 
ersten Kometenbrief erhielt, versäumte ich, mich auf das so beständig 
scheinende Wetter verlassend, die heiteren Abendstunden, weil ich bei 
einer Gesellschaft die Wirthspflichten nicht gern unterbrechen wollte. 
Als ich nun nach 10 Uhr den Kometen betrachten wollte, war es ganz 
trübe und blieb es auch Abends den 24. und 25. Am 26. sah ich den 
nun sehr augenfälligen Kometen gegen 10 Uhr Abends unter No. 14 
und 15 des Meinen Löwen, etwa in 144° 4 Al und 44°f nördl. Dekl. 
Gestern war er schräge über 19 Leonis minoris in der Dichtung nach 
l TJrsae maj. noch besser zu sehen, und streckte seinen deutlich sicht 
baren Schweif gegen einen Stern der H. C. aus, der etwa in 142° 21' [AZ] 
und 43° 8' nördl. Dekl. steht. Beobachtet habe ich ihn eigentlich nicht. 
Da Sie noch Meridian-Beobb. anstellen, so würden Kreismikrometer- 
Beobb. doch ohne Werth sein, und von meinem gewöhnlichen Obser 
vations-Zimmer kann ich den Kometen nicht sehen. Mit Ihren Meri- 
dianbeobb. wird es freilich wohl jetzt vorbei sein; allein auch ich 
werde den Kometen höchstens noch zwei Tage sehen können, und da 
verlohnt es sich nicht der Mühe, noch deswegen eine Uhr und ein 
Fernrohr an einem anderen Ort aufzustellen. 
Ich werde Ihnen sehr verpflichtet sein, wenn Sie mir auch Ihre 
nach dem 22. gemachten Beobb. glitigst mittheilen wollen. Pons hat 
diesen Kometen eigentlich am 4. Aug. entdeckt. Von Gambart sind 
weder bei mir, noch bei Schumacher bisher Nachrichten eingelaufen. 
Er muss also diesen Kometen wohl erst spät aufgefunden haben. 
Sehr erfreut bin ich, zu vernehmen, dass die Besserung Ihrer hoch 
verehrten Gattin noch immer erwünscht fortschreitet. Darf ich Sie
	        
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