Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1828 April 9. 
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Ihnen im Gegentheil bekennen, dass ich immer mehr zu dem Glauben 
gekommen bin, die meisten Kometen beständen bloss aus einem gas 
artigen Fluidum, ohne allen festen oder tropfbar-flüssigen Kern. Eine 
Untersuchung, wie sich ein solcher ganz oder doch bei weitem grössten- 
tlieils aus einem elastischen Dunst bestehender Körper, bei dem doch 
auch das MARioTTE’sche Gesetz stattfinden wird, in seiner Bildung, in 
seinen nach und nach abnehmenden koncentrischen Schichten u. s. w. ver 
halten wird, scheint mir höchst wünschenswerth, und einen der wich 
tigsten Beiträge zur Physik unseres Sonnensystems zu versprechen. 
Dann wird sich ergeben, bei welchem Exponenten der Elasticität doch 
eine so schnelle Zunahme der Dichtigkeit der koncentrischen Schichten 
stattfinden kann, dass scheinbar ein mehr oder minder begrenzter Kern 
entsteht, obgleich kein eigentlicher vorhanden ist; oder ob es noth- 
wendig ist, in jedem Kometen, der eine solche Kernerscheinung dar 
stellt, 2 Gasarten von verschiedener Elasticität anzunehmen, die eben, 
wie nach Dalton’s Ansicht in unserer Atmosphäre, zusammen vermengt 
sind, ohne aufeinander einzuwirken, welche Veränderungen die Sonnen 
wärme in diesen Formen hervorbringen muss u. s. w. — Ich möchte sehr 
wünschen und bitten, lieber Gauss, dass Sie diese Untersuchung bald 
vornehmen und ausführen möchten. 
Cordier hat auch mir seinen Aufsatz zu schicken die Güte ge 
habt. Seine Beobb. über die mit der Tiefe zunehmende Wärme sind 
schätzbar, wahrscheinlich die genauesten, die man bisher über diesen 
interessanten Gegenstand angestellt hat. — Aber seinen kühnen, selbst 
wilden Schlüssen kann ich nicht folgen. Wie gross die Hitze im 
Innern unserer Erde sei, das wird man aus unseren nur in so ganz un 
beträchtlichen Tiefen möglichen Beobb. wohl nie auch nur näherungs 
weise ausmachen können. Es mag sein, dass in der Tiefe geschmolzenes 
Eisen oder Glas vorhanden ist; ich halte nur für gewiss, dass die Erde 
im Ganzen in ihrer Temperatur im Beharrungszustande ist, und dass in 
ihrem Innern gerade so viel gebundene Wärme zur ungebundenen ent 
wickelt und von aussen durch die Sonnenstrahlen zugeführt wird, als sie 
nach den Erkaltungsgesetzen im Himmelsraum wieder verliert. La Place’s 
Beweis, dass die mittlere Temperatur unserer Erde seit 2000 Jahren 
nicht um yij Centesimal-Grad abgenommen habe, scheint mir sehr über 
zeugend und steht, Cordier mag sagen, was er will, mit seinen Vor 
stellungen über das Innere unserer Erde in schneidendem Widerspruch. 
Harding schrieb mir neulich, „er sehe bei Doppelsternen, wo beide 
fast gleiche Lichtstärke haben, die beiden Sterne als Scheiben, 1 ) im 
0 Yergl. auch Olbers Bd. I No. 194, S. 653. Krm.
	        
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