Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1829 Januar 31. 
manchen anderen Fällen vortheilhaften Gebrauch machen. Man kann 
übrigens jenen Zweck auch ziemlich erreichen, wenn man das Queck 
silber in eine sehr flache goldene Schale schüttet, oder in eine andere 
anquickungsfähige. 
Fig. 28. 
Bei Gelegenheit jener Untersuchungen, die nicht wohl einen Aus 
zug hier zulassen, bin ich neulich auf ein neues mechanisches Grund 
prinzip gekommen, welches ich Ihnen doch anzeigen will. Bekanntlich 
verwandelt zwar schon das Princip der virtuellen Geschwindigkeiten 
die ganze Statik in eine mathematische Aufgabe, und durch d’Alembert’s 
Princip für die Mechanik ist diese wieder auf die Statik zurückgeführt. 
Es liegt daher in der Natur der Sache, dass es kein neues Grundprincip 
geben kann, das nicht der Materie nach in jenen beiden enthalten und 
aus ihnen abzuleiten wäre. Inzwischen scheint mir doch durch diesen 
Umstand nicht jedes neue Grundprincip werthlos zu werden. Das 
Princip der virtuellen Geschwindigkeiten ist allerdings unschätzbar, 
allein mir däucht, es hat das Eigentümliche, dass es sich den Beifall 
erst bei näherer Bekanntschaft erwirbt, und dass es jedem, wenn er es 
zum ersten Mal kennen lernt, den Eindruck von Verwunderung macht, 
dass die Natur sich ein Gesetz aufgelegt hat, an dem man sein Kreditiv 
gewiss nicht gleich erkennt. Zweitens ist es zwar allerdings dem natür 
lichen historischen Gange der Ausbildung der Wissenschaft selbst und 
der Ausbildung des Individuums (Anfängers) ganz angemessen, dass die 
Statik der Mechanik vorangehe, und diese auf jene begründet werde; 
aber aus einem höheren Standpunkte betrachtet sollte es, meine ich, 
doch gerade umgekehrt sein, indem die Statik nichts ist als ein ganz 
specieller Fall der Mechanik. 
Ich finde nun, dass alles sich in ein höchst einfaches Gesetz 1 ) zu 
b Vergl. zu dem von Gatjss aufgestellten Princip des kleinsten Zwanges Crelle’s 
Journal Bd. IV, Gauss’ Werke Bd. V, S. 23—28. Krm.
	        
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