Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1829 März 3. 
Verlegenheit gesetzt fand und mich dringend bat, ihm Fragen anzugeben, 
so habe ich ihm bloss solche an die Hand geben können, die von seinen 
eigenen Beschäftigungen nicht zu entfernt zu liegen schienen. Auch 
hat er das Verdienst der Einkleidung ganz allein. Es ist mir jetzt 
lieb, dass es so gekommen ist; wäre es mir wieder zugeschoben, so 
hätte ich unter anderen gerade die Fragen die Kapillaraktion betreffend 
mit vorgeschlagen, zu deren eigener Bearbeitung ich nun freie Hände 
behalten habe. Die Reihe des Aufgebens wird nun erst 1831 an mich 
kommen, wenn ich nicht früher dahin abberufen werde, wo höhere 
Fragen gelöst werden. 
Mein fast dreiwöchentlicher Aufenthalt in Berlin hat mir in 
jeder Beziehung vielfachen Genuss gewährt. Ich finde das Leben in 
Berlin sehr angenehm und meine Vorstellungen in mancher Hinsicht 
berichtigt. Weiteres verspare ich auf eine mündliche Unterhaltung, in 
dem ich die Hoffnung nicht aufgebe, Sie, mein theuerster Olbers, viel 
leicht im nächsten Sommer einmal in Bremen zu sehen. Allgemein 
war das Bedauern, dass Sie sich nicht auch zu dieser Reise ent 
schlossen hatten. 
Mein zweiter Sohn wird nächste Ostern hier seine Studien anfangen, 
und mein jüngster sich der Landwirtschaft widmen. Beide machen 
mir manche Sorge. 
Vom Himmel habe ich seit langer Zeit wenig gesehen. Mit Mühe 
habe ich lange nach der Opposition ein paar Ceresbeobb. 1 ) bei 14° Kälte 
erhascht. — Die grosse Kälte hat einen starken Einfluss auf den Gang 
der sonst unvergleichlichen HARDY’schen Uhr gezeigt. Den ENCKE’schen 
Kometen habe ich nur ein paar Mal gesehen, da ich keine Hülfsmittel 
habe zu Beobb., die sich mit den Dorpatschen vergleichen könnten. 
Der zweite Refraktor in München, das Gegenstück zu dem Dorpatschen, 
wird für Berlin angekauft werden, oder vielleicht jetzt schon sein. 
Doch wissen Sie darüber und die Aussichten zu einer neuen Sternwarte 
in Berlin wohl schon mehr durch unseren Freund Encke selbst. 
No. 634. Olbers an Gauss. [333 
Bremen, 1829 März 3. 
Ihr lieber Brief hat mir eine um so grössere Freude gemacht, da 
ich so lange, so sehr lange, in mehr als 5 Monaten, nichts Schriftliches 
von Ihnen erhalten hatte. Inzwischen schrieb ich dieses lange Still- 
9 A. N. Bd. VII, S. 329, Gauss’ Werke Bd. VI, S. 462. Krm.
	        
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