Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1829 März 8. 
verschieden sein kann. Auf die verschiedene Höhe der Sterne ist ge 
hörig Rücksicht zu nehmen, und über die Schwächung des Lichts, die 
es nach dieser verschiedenen Höhe bei dem Durchgang durch unsere 
Atmosphäre erleidet, Rechnung zu tragen u. s. w. Sie sehen, dass ich 
meinen Beobachtungsplan schon ganz fertig hatte. Aber unser einziger 
hiesiger Mechanikus Keaut war immer anderweitig oder mit seinen 
vielen eigenen zum Theil windigen Projekten so sehr beschäftigt, dass er 
nie zur Ausführung der ihm aufgetragenen Maschine kommen konnte. 
So habe ich diesen Gegenstand aus den Augen verloren. Ich verspreche 
mir sonst von solchen richtig geführten photometrischen Untersuchungen 
noch recht viele Aufklärung über den Weltbau überhaupt, und besonders 
den des Fixstern-Himmels. 
Dass Sie unserem Harding das Verdienst der Einkleidung der Frage 
nicht schmälern wollen, kann ich Ihnen nicht verdenken. Auch halte 
ich es nach dem, was ich von Berlin — nicht durch Encke — gehört 
habe, für sehr wahrscheinlich, dass Sie 1831 in Göttingen 1 ) keine Preis 
fragen mehr auf geben werden. Mit der grössten Freude aber acceptire 
ich Ihr gütiges Versprechen, mich diesen Sommer mit einem Besuche 
beglücken zu wollen, und halte Sie beim Wort. Bis dahin, oder bis zur 
Entscheidung dieser Angelegenheit will ich denn auch gern meine Neu 
gierde zügeln. Möge sich alles so fügen, wie Sie es wünschen. — Dass 
man in Hannover gleich bei Ihrer Reise nach Berlin schon fürchtete, 
Sie bei dieser Gelegenheit für Göttingen zu verlieren, habe ich schon 
damals aus einer Unterredung mit einem angesehenen Hannoverschen 
Staatsbeamten vernommen. 
Bei dem ENCKE’schen Kometen * 2 ) ist mir die Witterung sehr hin 
derlich gewesen, die nur selten einen einigermaassen und fast nie einen 
ganz heiteren Himmel gewährte. Ich wünschte sehr, seinen diesmaligen 
Anblick mit meinen Erinnerungen von 1795 und 1805 zu vergleichen. 
Ich habe auch diesmal durchaus nichts in ihm sehen können, was einem 
kleinen festen oder tropfbaren Kern ähnlich war, oder einen solchen 
möglicher Weise einschliessen konnte. Die merkwürdige, sehr auffallende 
V erkleinerung seiner scheinbaren Grösse bei gleichem oder selbst ge 
ringerem Abstand von der Erde, so wie er sich der Sonne näherte, setzte 
auch mich Anfangs in Verwunderung, weil man erwarten musste, die 
Einwirkung der näheren Sonne werde ihn noch mehr auf blähen; allein 
9 Durch A. v. Humboldt waren 1827 die Unterhandlungen wieder aufge- 
nommen worden, um Gauss für Berlin zu gewinnen. Die darauf bezüglichen Stellen 
aus den Briefen Gauss’, Humboldt’s, Schumacher’s und Olbers’ sind im Anhang ab 
gedruckt. Krm. 
2 ) Yergl. auch Olbers Bd. I, No. 114—117 und Brief No. 330 vom 4. Mai 1829 
im Briefwechsel Olbers-Bessel. Krm.
	        
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