Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1829 März 8. 
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wahrscheinlich geschah dies wirklich, und eben die grössere Ausdehnung 
machte den vorher schon so schwer zu erkennenden dünneren Theil 
der Dunstmasse völlig unsichtbar. Aber die nicht von mir, sondern 
von Struve bemerkte Excentricität des helleren Theils dieser Dunst 
masse, ohne dass die Lage der Apsidenlinie, wenn ich die durch die 
beiden Mittelpunkte des Ganzen und des helleren Theils gezogene 
Linie so nennen darf, irgend eine Beziehung auf die Sonne zu haben 
schien, weiss ich mir durchaus nicht zu erklären, und sehr gern möchte 
ich Ihre Ansicht darüber wissen. 
Sie werden wohl erst die Beendigung der neuen Messungen ab- 
warten, ehe Sie Ihr Werk über die Gradmessung vollenden? Werden 
diese neuen Messungen auch einen neuen Anschluss an die Tranchot’- 
schen oder KRAYENHOFF’schen Dreiecke gewähren? 
Ich wünschte sehr, dass die Regulirung des Hannoverschen Maass 
wesens so ausfallen möge, dass auch unser kleiner Freistaat dasselbe 
bei sich einführen und sich ganz dem Hannoverschen anscliliessen könne. 
Dass unter Ihrer Leitung das Hannoversche Maassystem ganz vor 
trefflich regulirt werden wird, versteht sich von selbst; aber etwas 
schwierig dürfte die Einführung bei uns doch werden, wenn die zu 
Grunde gelegten Einheiten sich zu weit von denen, die jetzt bei uns 
im Gebrauch sind, entfernten. — Möchte doch ganz Deutschland, we 
nigstens der nördliche Theil desselben sich über ein gemeinschaftliches 
Maassystem vereinigen! 
Was mich selbst betrifft, so befinde ich mich in meinem 71. Jahre 
ganz erträglich. Meine Sinne, Gehör und Gesicht, nehmen nur wenig 
ab; nur mit dem Gehen will es nicht mehr, und ich verlasse meine 
Wohnung jetzt selten anders als im Wagen. Nur über den gewöhn 
lichen und unabwendbaren Fluch des Alters habe ich zu klagen, die 
jenigen, die mir im Leben so lieb und werth waren, nach und nach 
vor mir hinsterben zu sehen. Auch im vorigen Jahre habe ich einige 
höchst schmerzhafte Verluste der Art gehabt, und so fühle ich mich 
immer einsamer und isolirter in der Welt. Denn der Greis kann sich 
nicht wieder an neue Gefährten anschliessen. 
Leben Sie wohl, mein allertheuerster Freund, und lassen Sie mich 
bald, recht bald wieder etwas von sich hören.
	        
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