Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1829 Oktober 6. 
No. 635. Olbers an Gauss. 1 ) [336 
Bremen, 1829 Oktober 6. 
Vergebens habe ich diesen Sommer hindurch auf die Erfüllung 
Ihres mir halb und halb gegebenen gütigen Versprechens, mich mit 
einem Besuche zu erfreuen, gehofft, und nun, da der Okt. schon ein 
getreten ist, darf ich wohl nicht mehr auf dieser Hoffnung beharren. 
Längst hätte ich Sie indessen schon deswegen erinnert und gemahnt, 
wenn nicht von der Mitte des Aug. an bis vor wenigen Tagen meine 
Schwester, die Räthin Meter, mit ihrem Sohne bei mir gewesen wäre, 
während welcher Zeit ich Ihnen kein Quartier in meiner Wohnung 
anbieten konnte. Jetzt aber bin ich wieder frei und würde mich un 
endlich freuen, Sie hier wiederzusehen und umarmen zu können. 
Ueberhaupt sind meine Erwartungen diesen Sommer unangenehm 
getäuscht worden. Benzenberg hatte mir seinen Besuch versprochen; 
allein das kalte regnerische Wetter hat ihn zurückgehalten. Lindenau 
hatte sich durch Bürgermeister Smidt bei mir ankündigen lassen, ist 
aber ausgeblieben. Bloss meinen alten Freund, den Prof. Brandes aus 
Leipzig, habe ich auf einige Stunden, und den Direktor Quetelet 
aus Brüssel, den mir Schumacher und Repsold zuführten, auf einen 
Tag zu sehen das Vergnügen gehabt. Sie werden das liebenswürdige 
Paar, Quetelet und seine Frau, auch in Göttingen kennen zu lernen 
Gelegenheit gehabt haben. 
Am 26. Sept. um ll h 53 m wahre Zeit Abends ist hier eine Feuer 
kugel, * 2 ) der Augenzeugen die Grösse einer 9pfündigen Kanonenkugel 
zuschreiben, in perpendikulärer Richtung vom Zenith auf a Aquilae 
herunterfahrend und ein wenig über diesen Stern erlöschend, nicht zer 
springend, gesehen worden, deren Schweif über 6 m sichtbar blieb. 
Wenige Sekunden nach ihrem Verlöschen trat ich auf mein Observations- 
Zimmer und sah a Aquilae als einen schönen Kometen mit einem sehr 
hellen gerade aufwärts gerichteten Schweif. Dieser sehr helle Schweif 
Anfangs fast gerade, nach und nach sich immer mehr krümmend und 
schlängelnd, reichte nicht ganz bis a Aquilae, sondern verlor sich nach 
und nach bei cp. Die Axe desselben ging mitten zwischen q Aquilae 
und y-z Sagittae hindurch, er war hier fast am hellsten, und hörte ober- 
wärts mehr stumpf abgeschnitten auf. Nachgerade schien er sich mehr 
aufwärts zu ziehen, unten zu verkürzen und sich den Sternen des Pfeils 
9 Zu dem Inhalte dieses Briefes yergl. auch Brief No. 332 im Briefwechsel 
Olbers-Bessel. Krm. 
2 ) Yergl. Olbers Bd. I No. 159—160, S. 553—557. Krm.
	        
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