Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1829 Oktober 12. 
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etwas zu nähern. — Ich wünschte sehr, dass diese Erscheinung auch 
anderwärts beobachtet sein möge, wo sich denn die relative Bahn dieses 
Feuermeteors gegen die Erde sehr genau würde bestimmen lassen. 
Hier war es das heiterste Wetter. Ist auf Ihrer Sternwarte oder in 
Ihren Umgebungen nichts davon gesehen worden? 
Ich werde nun, wenn es die Witterung nur zulässt, sehr aufmerk 
sam auf die Bedeckungen des Aldebaran sein. Ich hoffe, die Ursache 
der besonderen Erscheinung, dass sich dieser Stern bei seinen Ein- und 
Austritten so oft auf der Mondscheibe selbst zeigt, wird sich in Kurzem 
ausmitteln lassen. Ich bin noch immer geneigt, diese Ursache in einer 
schwächeren Brechung der Strahlen des Sterns als des Mondrandes zu 
suchen. Das Verzeichniss von den Beobb. dieses Phänomens, das South 
seiner Abhandlung über die Bedeckung von <5 Piscium beigefügt hat, 
ist sehr unvollständig. Ein einziges Mal habe ich es im vorigen Jahr 
hundert; eben bei Aldebaran selbst gesehen. 
Dass ich so lange keine Zeile von Ihrer lieben Hand gesehen 
habe, schreibe ich bloss Ihren vielen wichtigeren Geschäften zu. Aber 
nachgerade verlangt mich doch sehr, zu hören, wie es Ihnen selbst 
und Ihrer theuern Gattin und Kindern geht. Was mich betrifft, so 
habe ich den schlechten regnerischen und kalten Sommer ganz er 
träglich zugebracht, und werde nun in einigen Tagen mein 72. Lebens 
jahr an treten. 
No. 636. Gauss an Olbers. [300 
Göttingen, 1829 Oktober 12. 
Durch Ihren lieben Brief haben Sie mich um so mehr erfreut, je 
länger ich einer direkten Nachricht von Ihnen entbehrt hatte, wie ich 
denn in der That auch eben im Begriff stand, mein Andenken bei Ihnen 
zurückzurufen. Von Ihrem Wohlbefinden hatte ich zuweilen auf in 
direktem Wege, zuletzt durch Hrn. Prof. Quetelet und durch Ihre 
Niece, Frau Generalin Hartmann, angenehme Nachricht erhalten. Meine 
Wünsche für die ununterbrochene Fortdauer desselben brauche ich 
Ihnen nicht auszusprechen; es macht, wie Sie wissen, einen wesentlichen 
Bestandtheil meines eigenen Glücks aus. 
Die Bekanntschaft des Hrn. Quetelet ist mir sehr angenehm ge 
wesen; wir haben mit seinem artigen Apparat in meinem Garten ver 
schiedene Reihen von Versuchen über die Intensität der magnetischen 
Kraft angestellt, die eine von mir kaum erwartete Uebereinstimmung 
gewährten.
	        
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