Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1820 Oktober 6. 
No. 395. Olbers an Gauss. [2ie 
Bremen, 1820 Oktober 6. 
Es ist mir höchst schmerzlich, wenn ich die Hoffnung, Sie dies 
Jahr hier zu sehen, ganz aufgeben soll! Sie hätten dann auch unseren 
Treviranus selbst sehen und sprechen können, den ich noch immer für 
ein sehr nützliches Glied unter Ihren künftigen Gehiilfen bei der Grad 
messung halten möchte. Wie brauchbar würde er z. B. bei Fertigung 
eines Apparats zur Basismessung sein! 
Sehr danke ich Ihnen für die Mittheilung der Unterschiede der 
Polhöhen von Göttingen und Königsberg nach den 13 Sternen. Ich 
uegreife nicht, wie Besser die Uebereinstimmung unter den verschie 
denen Resultaten weit grösser erwarten konnte. Meine Erwartung ist 
übertroffen; keiner der Unterschiede weicht eine ganze Sekunde vom 
Mittel ab, und dies Mittel aus allen muss also einen grossen Grad von 
Genauigkeit haben. Nun bin ich sehr neugierig, die Vergleichung der 
selben Zenithdistanzen mit Pond’s seinen zu sehen und zu erfahren, 
was diese in Ansehung der Unterschiede der Polhöhen von Greenwich 
und Göttingen und Königsberg geben wird. Ungern vermisse ich dess- 
wegen y Draconis unter den verglichenen Sternen, da dieser in Green 
wich so oft mit dem Zenitlisektor beobachtet ist. Ich denke, eine solche 
Vergleichung der Polhöhen muss in der praktischen Astronomie noch 
viel aufklären. 
Sehr verwundert hat es mich, dass eine ARGANü’sche Lampe bei 
Tage in einer solchen Entfernung gesehen werden kann. Welche Fern 
rohre haben Sie dabei gebraucht ? Wird dies denn auch durch die 
Fernrohre der Theodolithen möglich sein? — Ich bitte sehr, lieber 
Gauss, sagen Sie mir doch, ob der Versuch mit Lübeck geglückt ist. 
Die Witterung muss ihn, wenn sie dort so ist wie hier, sehr begünstigt 
haben. 
Das Jan.-Heft der Corresp. astron. ist mir noch nicht zu Gesicht 
gekommen. Aber überhaupt, unter uns gesagt, schwatzt und schwa- 
dronirt mir der Hr. Baron v. Zach doch nachgerade ein wenig zu viel, 
und man fühlt unangenehm, dass so manches bloss gesagt wird, um 
den Bogen zu füllen. Nach dem, was Sie mir über Schümacher's 
Klagen sagen, wird sich künftig jeder scheuen, Zach etwas mitzutheilen. 
Auch Burckhardt in Paris wusste mir nicht genug zu sagen, welchen 
bittern Verdruss ihm Zach’s Indiskretion in Bekanntmachung von Briefen 
verursacht habe. Dies war auch die Ursache ihrer fortdauernden Un 
einigkeit, 
Sie haben ganz Recht, theuerster Gauss, wenn die Oeffnung der
	        
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