Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1830 September 13. 
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Ich eile Ihnen hier zwei Briefe einzuschicken, von denen der eine am 
Mittwoch, der andere gestern hier eintraf. 
Es scheint, dass unser Schumacher seine Reise erst am 10. dieses 
über Gotha und Halle angetreten hat. 
Focke ist mit dem Benehmen seines Hausgenossen bisher sehr 
zufrieden. 
In grosser Eile, weil die Post gleich abgehen wird. 
no. 647. Gauss an Olbers. (30s 
Göttingen, 1830 September 13. 
Ich bin krank hierher zurückgekommen. Von den Fatiguen der 
Reise, der inneren Unruhe, die mich aus Bremen vertrieb, auf der Reise 
begleitete und mich hier nicht los lässt, liess sich wohl nichts anderes 
erwarten. Indessen fühle ich mich schon heute merklich besser, und 
mit der Zeit werden sich ja die stürmischen Wogen glätten. 
Könnte ich doch Ihnen und Ihrem edlen Schwiegersohn recht 
zeigen, wie tief, wie innig ich von Ihrer unbeschreiblichen Güte gerührt 
bin. Welch ein Mann ist dieser! Was wäre ohne Sie und ihn aus 
uns geworden! 
Ich scheue mich, nach dem Betragen meines unglücklichen Sohnes 
zu fragen. Was kann ich, wenn Sie nicht aus Schonung mir die Wahr 
heit verschleiern oder mildern, zu hören erwarten, als dass von allen 
auf seine Erziehung verwandten Sorgen wenige oder keine Spuren 
zurückgeblieben sind. 
Giebt es ein härteres, schmerzlicheres Loos, als wenn ein Vater 
nur sehnlich wünschen muss, dass sein Sohn ihm nie wieder vor die 
Augen kommen möge. Stände ich allein, so müsste ich einen solchen 
Wunsch für eine Versündigung halten; für mich entzöge ich mich der 
Gefahr ganz aufgerieben zu werden nicht. Aber ich stehe eingeklemmt 
zwischen schweren und einander widerstrebenden Pflichten. Ich kann, 
ich darf ihm nicht wdeder Vater sein, als wenn er, und wie schwach 
ist die Hoffnung dazu, einst nach Jahren ein ganz veränderter, auf 
eigenen Füssen stehender Mensch geworden ist. 
Ihr edler Schwiegersohn hat die Sorge für alle Bedürfnisse meines 
Sohnes bis zu seiner Abreise grossmüthig auf sich genommen. Aber 
bei einem, wie geringfügig es auch an sich ist, muss ich doch Ihre Ver 
mittelung in Anspruch nehmen, mein theurer Olbers. Ich meine das 
Douceur bei meines Sohnes Abgänge an Ihres Schwiegersohnes Dome 
stiken, die doch manche Bemühungen seinetwegen gehabt haben werden, 
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