Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1830 September 13. 
so wie auch an Ihre eigenen. Nur einen Freund wie Sie darf ich wagen 
zu bitten, hierbei ganz meine Stelle zu vertreten, und auch die Be 
stimmung ganz nach Ihrem Ermessen und nach meinem Wunsch, dass 
es anständig sei, zu machen. Dass ich Ihre Auslage sogleich erstatten 
werde, versteht sich von selbst. 
Meinen jüngsten Sohn habe ich eine Stunde in Poppenhagen ge 
sehen und bin mit ihm zufrieden. 
Die Verbindung meiner Tochter wird nun doch übermorgen statt- 
iinden, und dann wird das Paar sogleich auf ein paar Wochen ver 
reisen. Die Vorsehung schenke ihr alles Glück, das sie so sehr ver 
dient. Meine arme Frau ist sehr schwach, doch scheint mir, nicht 
schlimmer als bei meiner Wegreise. 
Von Benzenberg habe ich hier einen zweiten Brief vorgefunden; 
ich habe mich einmal ein paar Stunden zusammen gerafft, alles was 
mich drückt, zu vergessen und sein Buch zu prüfen. Es schien mir, 
dass seine Rechnungen über die Berechnung der Barometerhöhen nach 
Dalton’s Hypothese in der Wurzel falsch sind, und dass eine richtige 
Rechnung ein ganz entgegengesetztes Resultat giebt, bei 5000 Fuss Höhe 
anstatt — 16 Fuss finde ich -f- 2 Fuss, und beim Michaelisthurm 
statt — 1 Fuss finde ich -j- Fuss. Beim Monte Gregorio wird 
also in Dalton’s Hypothese der Unterschied zwischen barometrischer und 
geometrischer Messung noch etwas grösser, und beim Michaelisthurm 
ist die Aenderung ganz unmerklich. Werde ich künftig etwas ruhiger 
sein, so werde ich die Untersuchung genauer vornehmen und Ihnen, 
wenn Sie ein Interesse daran nehmen, auf [die] eine oder andere Art 
mittheilen. 
Mein guter ältester Sohn ist bei seinen Messungsgeschäften auch 
unwohl. Es würde mir sehr schmerzlich sein, wenn meine Hoffnung, 
ihn nach Vollendung derselben eine Zeit lang bei mir zu haben, auch 
vereitelt würde. Es scheint, dass man Schwierigkeiten macht, ihm 
Urlaub zu bewilligen. 
Sollte es aus irgend einer Ursache nöthig scheinen, dass ich vor 
der Abfahrt meines Sohnes noch einmal schreiben müsste, so haben 
Sie, bester Olbers, wohl die Güte, mich zu benachrichtigen. Meine 
Absicht wäre sonst, nicht meinem Sohne noch zu schreiben. Er kann 
seinen im innersten Lebensmark verwundeten Vater nicht versöhnen, 
als durch Jahre lang bewährte Besserung. 
Gottes Segen über Sie, theurer Olbers, und Ihre ganze Familie.
	        
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