Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1830 December 24. 
werde ich gegenwärtig sein, und keine Glückwünsche können herzlicher, 
und keine Wünsche, dass Sie noch eine lange Reihe glücklicher Jahre 
Ihren Verehrern erhalten werden, heisser sein als die ineinigen. 
Mein Sohn hat mich nun vor vier Tagen wieder verlassen, um 
nach Hannover zurückzukehren. Seine Hülfe bei Verarbeitung der 
grossen Messungs-Masse vom vorigen Sommer ist mir sehr nützlich ge 
wesen. Vielleicht hat es für Sie einiges Interesse, zu erfahren, dass 
v. Ende’s astronomische Bestimmungen im Lüneburgischen,. namentlich 
seine chronometrischen Längenbestimmungen, ganz unerhört schlecht 
sind; so ist der Längenunterschied zwischen Uelzen und Lüchow um 
9 Minuten unrichtig. 
. Für den Lauf des Winters wird Mayer’s Collegium von einem 
hiesigen Privatdocenten (dem Ihnen bekannten Dr. Schmidt) ausgelesen, 
dem dabei die Benutzung des physikalischen Kabinets nachgelassen ist. 
Welche Absichten man in Hannover in Rücksicht auf die künftige 
Wiederbesetzung dieser Stelle hat, ist mir noch unbekannt, jedenfalls 
muss jeder, der es mit Göttingen gut meint, wünschen, dass nicht ein 
seichter Vielschreiber, sondern ein gründlicher Gelehrter gerufen werde. 
Mir scheint, dass den verschiedenartigen Forderungen, die an den Nach 
folger zu machen sein werden, nicht leicht jemand vollständiger ge 
nügen möchte, als unser Gerling in Marburg. Er ist ein gründlicher 
Mathematiker, ein gründlicher Physiker, ein sehr geschickter Experi 
mentator, ein ganz vortrefflicher Docent. Es fehlt ihm nicht an eigenen 
Ideen, aber es fehlt ihm eine Lage, wo er mehr freie Zeit zu eigenen 
Arbeiten hat, wie in Marburg, wo er der Professur der Mathematik 
und Physik zugleich vorstehen muss. In Göttingen würde er gewiss 
Arbeiten liefern, die den Kommentationen der Societät nicht zur Un 
ehre gereichen würden. Endlich qualificirt er sich sehr gut eventuell 
zur Führung des Prorektorats, wovon die meisten jetzigen Mitglieder 
der Philosophischen Fakultät Dispensation haben. Mir persönlich könnte 
kaum etwas erfreulicher sein, als das Zusammenleben mit einem mir 
so lieben Freunde, und ich würde dann nicht mehr daran denken, meine 
Tage anderswo als in Göttingen zu beschliessen. Allein gerade weil ich 
selbst so lebhaft dabei interessirt bin, kann ich nicht wohl etwas dabei 
thun, wenigstens nicht, wenn ich nicht befragt werde. 
Nochmals, thenerster Olbers, meine herzlichsten Glückwünsche!! 
N. S. Unseren Schumacher bitte ich herzlich zu grüssen.
	        
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