Gauss an Olbers. Göttingen, 1831 April 21.
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müssen, und dass ich dann damit einen Abflug nach Bremen vielleicht
würde verbinden können, für jetzt nun ganz verschwunden ist, so stehe
ich länger nicht an, Ihnen Ihre frühere kleine Auslage hierneben unter
Wiederholung meines lebhaftesten Dankes für alle Ihre freundschaft
lichen Maassnahmen zu restituiren. Die Ursachen, weshalb jetzt an
Messungen nicht gedacht werden kann, sind, dass 1) der Lieutenant
Haetmann diesen Sommer in der polytechnischen Schule Lektionen
hält und 2) mein Sohn mit nach Luxemburg beordert ist. Wenn ich
nun gleich noch immer einigen Zweifel hege, ob es zu diesem Marsche
wirklich kommen wird, so wird doch jedenfalls mein Sohn in den
nächsten Monaten für andere Geschäfte nicht disponibel werden.
Da Sie, wenn ich mich recht erinnere, früher an meiner Erwähnung
meiner Theorie der imaginären Grössen einiges Interesse zu nehmen
schienen, und die hiesigen Gel. Anz. Ihnen vielleicht nicht regelmässig
zu Gesicht kommen, so nehme ich mir die Freiheit, Ihnen den Abdruck
eines Artikels 1 ) zu übersenden, in dessen zweiter, für sich verständ
lichen Hälfte die Grundzüge jener Theorie dargestellt sind. Dieser
Aufsatz will eigentlich mit der Feder in der Hand gelesen sein, wo
dann alles in grösster Klarheit erscheint; um Ihnen jedoch dies ev.
noch mehr zu erleichtern, habe ich ein kleines Stück aus dem Schema
der komplexen Grössen mit beigefügt, wo zugleich Schritt für Schritt
als ein Beispiel die Versinnlichung der Multiplikation
(2 -f- 5 i) X (1 -j- 2 i) = — 8 —J— 9 i
angehängt ist. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie gelegentlich mir
Ihre etwaigen gütigen Bemerkungen mittheilen wollten. In den Ver
hältnissen meines Hauses geht es noch immer sehr traurig.
Indem ich so eben dieses Schreiben auf die Post schicken will,
erhalte ich Ihren gütigen Brief vom 18. nebst der Anlage. Ich kann
darüber heute nur noch hinzusetzen, dass ich die von Ihnen darin aus
gesprochenen Ansichten, welche vermuthlicli auch die Ihres vortreff
lichen Hrn. Schwiegersohns sind, höchst weise und angemessen finde,
und am liebsten Ihnen beiden alles anheimstellen und im voraus rati-
liabiren möchte. Soll ich aber etwas Bestimmtes ansetzen, so will ich
noch einmal die gleiche Summe, die mein Sohn in Amerika erhoben
hat, nämlich 150 M. Gold festsetzen, so, infolge Ihrer eigenen Aeusse-
rung, dass nicht dieses Geld als meinem Sohne bestimmt zugedacht,
sondern als ein Maximum angesehen werde, bis zu welchem Hr. Beeden
kamp nach eigner Einsicht nach Nothwendigkeit, Nützlichkeit und
b Gott. Gel. Anz. 64. Stück, 1831 Apr. 23, Gauss’ Werke Bd. II, S. 169—178,
enthaltend die Anzeige der Theoria residuorum biquadraticorum, commentatio se
cunda. Krm.