Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1831 November 28. 575 
den nächsten Umstehenden gemeldet werden, was natürlich die Gefahr 
einer Ansteckung nicht wenig vermehren kann. Wie dieses Gefahr 
volle vermindert werden könne, ist schon einige Mal der Gegenstand 
unserer ernsten Berathung gewesen. 
Von unserem Bessel habe ich kürzlich nichts gehört. Den letzten 
Nachrichten zufolge befand er sich auf dem Landsitze wohl, wohin er 
sich nach verschlossener und versiegelter Sternwarte, durch das un 
verantwortliche Benehmen des Königsherger Stadt-Magistrats 1 ) ge 
drängt, zurückgezogen hatte. Ich hoffe, er ist dort sicher. Ob unser 
Schumacher in Altona bleiben wird, wenn der von ihm, vielleicht nicht 
ganz mit Unrecht gefürchtete Feind näher rückt, weiss ich noch nicht. 
Mit Vergnügen habe ich gehört, dass durch Ihre Einwirkung die 
Lage des braven Gerling so sehr verbessert ist. An Mayer’s Stelle 
ist wohl noch niemand berufen? 
Ich habe kürzlich nichts gelesen, was mich mehr interessirt hat, 
als des Professors in Utrecht Moll Abhandlung über die Erfindung 
der Fernrohre 2 ), da wir nun daraus mit Gewissheit erfahren, dass, 
wenn auch Jacob Metius in Alkmaar schon etwas früher auf diese 
Erfindung gekommen war, doch Hans Lippershey von Middelburg das 
erste Fernrohr dem Prinzen Moritz präsentirt und am 2. Okt. 1608 
den Generalstaaten seine Bittschrift übergeben hat. Metius’ Bittschrift 
ist erst vom 17. Okt. 1608. Auch ist es merkwürdig, dass Lippershey’s 
erstes Fernrohr von Bergkrystall war, und dass er auf Verlangen der 
Staaten gleich ein Binocle verfertigen musste. 
Ich werde eben zu Tisch gerufen und muss also schliessen. 
N0.665. f Gauss au Olbers. [313 
Göttingen, 1831 November 28. 
Es ist ziemlich lange, dass ich Sie ohne Nachricht von mir ge 
lassen habe, und ich fühle nicht ohne Beschämung, dass ich Ihnen 
längst für Ihren freundlichen tröstenden Brief hätte danken sollen. 
1 ) Der Königsberger Magistrat hatte trotz Bessel’s Einspruch und der Inter 
vention des Oberpräsidenten einen Cholera-Kirchhof dicht bei der Sternwarte angelegt 
und die Leichen zu jeder Tageszeit um die Sternwarte herum dorthin befördern 
lassen. Vergi. Briefwechsel Gauss-Schumacher, Briefe Schumacher’s an Gauss 
N0. 400 vom 21. Aug. 1831 und No. 406 vom 17. Okt. 1831. Krm. 
a ) Vergi, den nach Olbers’ Tode in Schumacher’s Jahrbuch für 1843 erschie 
nenen Aufsatz von Olbers, wieder abgedruckt als No. 18 in Olbers Bd. I, S. 195 
bis 199. Krm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.