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Gauss an Olbers. Göttingen, 1820 December 3.
noch fast 2 Minuten höher als das Dach erscheint. 1 ) Noch im Lauf
dieser Woche hoffe ich mein Interimszeichen zu setzen, dem ich diese
Form gebe: Q Der helle Zwischenraum, der etwa 11" breit erscheinen
wird, soll durch den Meridianfaden bisecirt werden; der Querriegel wird
zwischen die beiden horizontalen Fäden des Kreisnetzes gefasst, Der
Fuss des Zeichens erscheint 0° 41' hoch, also leider bleibt a Lyrae in
ihrer untern Kulmination einige Minuten unter demselben; nach ein
paar hundert Jahren werden meine Nachfolger das Vergnügen haben,
sie nach und nach auf tauchen zu sehen. Das Terrain ist ein Hiigel
etwas NO von Weende sehr nahe 5000 Meter von der Sternwarte ent
fernt, und das Signal projicirt sich gegen den Himmel.
Das wäre nun der Nord-Durchschnitt, Im Süden werde ich künftig
auch noch durch die vorliegenden Obstbäume durchzudringen suchen.
Aber das Terrain ist dann viel ungünstiger. In einer Entfernung von
etwa 1-|- Meilen ist der Horizont durch einen dichtbewaldeten Berg
begrenzt. Hier durchzuhauen (zumal da es Privatwaldung ist) würde
die grössten Schwierigkeiten haben; auch ist die Entfernung für das
deutliche Sehen (wegen der fast immer beschwerlichen Dünste in der
Luft) schon zu gross; näher aber wird das Signal sich nicht gegen den
Himmel projiciren. Doch werde ich wohl das Letztere wählen und es
nicht sowohl zur Berichtigung der Instrumente anwenden, als dazu,
damit ich bei meiner Gradmessung eine längere und schicklichere Linie
habe, deren Azimuth aufs Genaueste bekannt ist. Freilich wäre es
sehr wünschenswerth, wenn der zweite Spalt für den REPSOLD’schen
Kreis ebenso frei gemacht würde, so dass sich am Ende die Orientirung
auf 3 ganz verschiedene Instrumente gründete, allein mich graut, ein
so höchst verdriessliches Geschäft zum zweiten Male durchzumachen,
zumal da ich meist mit denselben Eigenthümern zu thun haben würde,
die vermuthlich das zweite Mal noch halsstarriger und unverschämter
sein würden, es sei denn, dass man mir von Hannover aus die Mittel
gebe, jene nöthigen Falls durch obrigkeitliche Hülfe zur Willfährigkeit
zu zwingen, oder auch, dass man mich autorisire, die Sache ohne alle
Rücksicht auf die Grösse der Kosten durchzusetzen.
Jetzt noch ein paar Worte über einen andern Gegenstand. Das
Nachdenken über den Gebrauch der Lampensignale bei Tage, anstatt
der Signalthürme hat mich noch auf eine andere Idee gebracht, von
der, wenn auch nicht allgemein, doch in einzelnen Fällen ein Gebrauch
und vielleicht ein sehr vortheilhafter Gebrauch gemacht werden könnte.
x ) Die Abbildung von der Lage des betr. Hauses zur Mittagslinie belindet sich
im Briefwechsel zwischen Gauss und Bessel S. 370 und ist daher hier fortgelassen. Sch.