Gauss an Olbers. Göttingen, 1832 Januar 25.
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habe. Ich habe daher in diesem Sinne jetzt geschrieben und benutze
Ihr gütiges Anerbieten, den Brief nach Amerika zu befördern, mit Dank.
Die Freude, welche Sie an Ihrem Enkel und Ihr würdiger Hr.
Schwiegersohn an seinem Sohne erleben, habe ich mit innig gerührter
Theilnahme aus Ihrem letzten Briefe erfahren. Wer verdient auch
mehr solches Glück, als Sie!
Meine älteste Tochter, nach der Sie sich so freundlich erkundigen,
befindet sich wohl und vergnügt, wenngleich zu dem — doch immer
zweideutigen Glück, Kinder zu haben, noch wenigstens keine nahe Aus
sicht zu sein scheint.
Sie haben vielleicht vor einiger Zeit in den G. G. A. 1 ) gesehen,
dass der Preis auf verbesserte Photometer nicht hat zuerkannt werden
können, wenngleich zwei Abhandlungen eingegangen waren. Die zweite,
deren Verfasser sich übrigens fast mit Gewissheit errathen liess, ent
hält manches Eigenthümliche, auch einen Vorschlag, der auf einer an
sich sehr sinnreichen Idee beruht, die ich aber bei näherer Prüfung nicht
stichhaltig gefunden habe. Uebrigens kann ich nicht leugnen, dass
mir scheint, alle Methoden, die sich darauf gründen, dass man
das Licht so lange schwächt, bis es einem gegebenen Auge ver
schwindet, könnten nur sehr rohe Eesultate geben; jedenfalls sollte
man damit anfangen zu prüfen, welche Uebereinstimmung unter sich
sie geben, und zwar nicht an 3 oder 6 Messungen, sondern an einigen
Hunderten. Ich bin geneigt zu glauben, dass allemal, wo das kleinste
sichtbare Licht die Einheit abgeben soll, Ungewissheiten von 30 oder
mehreren Prozenten nicht zu vermeiden sein werden.
Ich habe mir eine Methode ausgesonnen, die auf ein anderes
Princip sich stützt, wo nämlich das Auge über nichts als über Gleich
heit oder Ungleichheit zweier Gegenstände, die es immer neben ein
ander im Gesichtsfelde des Fernrohres sieht, zu urtheilen hat, und
Freund Gerling die Hauptideen mitgetheilt. Ich hoffe, er wird sein
grosses praktisches Talent dazu an wenden, diese Idee auszuführen.
Uebrigens wissen Sie, dass auf meine Veranlassung die Aufgabe noch
einmal wiederholt ist.
Harding hat sich nach dem Kometen * 2 ) bisher vergebens umge
sehen.
Ich komme noch einmal auf das Photometrische zurück. Ich ver-
muthe, dass das Urtheil über gleiche? oder ungleiche? Helligkeit einer
0 Gott. Gel. Anz. 196. Stück, 1831 Dec. 10. Die Aufgabe wurde für Not. 1834
noch einmal gestellt und der Preis dann Steinheil zuerkannt; vergl. Brief No. 683
vom 20. Jan. und No. 686 vom 22. Apr. 1835 und die betreffende Anmerkung. Krm.
2 ) Die Wiederkehr des ENCKE’schen Kometen im Jahre 1832. Yergl. Brief
No. 673 vom 28. Aug. 1832. Krm.