Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttinnen, 1884 August 31. 607 
obwohl im Ganzen scharf, doch sehr kurzsichtig sind (ungefähr wie die 
nieinigen), und ich erinnere mich noch mit Angst der grossen Schwierig 
keiten, die man vor 7 Jahren meinem ältesten Sohn wegen seiner Kurz 
sichtigkeit in den Weg zum Officier legte, obwohl dessen Kurzsichtig 
keit mit der seines jüngsten Bruders gar nicht verglichen werden kann. 
Jetzt kürzlich hat sich indess durch die gütige Bemühung eines aus 
wärtigen Freundes eine Aussicht gezeigt, dass er in seiner ursprüng 
lichen Karriere als Oekonom bei einem reichen Gutsbesitzer vielleicht 
ankommen kann, eine Aussicht, die so schön ist, dass ich, durch die so 
vielen früheren Fehlschlagungen entmuthigt, kaum ihre Realisirung 
hoffen kann. Gott gebe, dass sie nicht auch wieder zu Wasser wird. 
Binnen eines Monats muss es sich entscheiden. 
Mein magnetisches Observatorium ist Ende März von Cook, An 
fang Mai, wie sie wissen, von Schumacher und im Juli von Oerstedt 
besichtigt; letzterer wird unverzüglich ein ähnliches Etablissement in 
Kopenhagen errichten. 
Das Blatt der G. G. A. 1 ), worin eine kurze Notiz über das hiesige 
magnetische Observatorium unlängst von mir gegeben ist, lege ich 
bei, da Ihnen solches vielleicht sonst nicht zu Gesicht gekommen ist. 
Vielleicht gebe ich dazu in Kurzem noch einen Nachtrag, wovon ich 
Ihnen vorläufig eine kurze Nachricht geben will. Für feine magne 
tische Beobb. ist es zu vielen Zwecken unumgänglich nötliig, zivei 
Apparate aufgestellt zu haben, wie Sie schon aus meiner Intensitas 
vis etc. an vielen Stellen abnehmen können. In der Sternwarte waren 
früher, wie Sie wissen, zwei, einer davon wurde nun nach Vollendung 
des magn. Obs. überflüssig und ist an Weber abgegeben. Allein der 
andere war nun nicht mehr ganz würdig, die Kontrolle für den Apparat 
im magn. Obs. zu bilden, da jener nur eine einpfündige Nadel ist, und 
in der Sternwarte der Luftzug nicht ganz ausgeschlossen werden kann. 
Eine 4pfündige Nadel erfordert nun aber durchaus eine Aufhängung 
an der Decke, und da schien [es] mir der Mühe werth zu versuchen, 
noch einen grossen Schritt weiter zu thun. Ich habe daher eine 
25pfündige Nadel an der Decke an einem etwa 15 pariser Fuss langen 
Kupferdraht aufgehängt. Die übrigen Vorkehrungen sind freilich nur 
vorläufige, sollen aber in Kürze durch sorgfältig gearbeitete remplacirt 
werden. Schiffchen mit Torsionskreis ist bereits fertig; Spiegel und 
Spiegelhalter sind in Arbeit, und ein dichter Kasten soll demnächst 
auch besorgt werden. Aber auch so, wie die Vorkehrungen sind, zeigen 
sich bewundernswürdig schön harmonirende Resultate, und es leidet gar 
x ) Gott. Gel. Anz. 128. Stück, 1884 Aug. 9. Wieder abgedruckt in Gauss’Werken 
Bd. Y, S. 519—525. Krm.
	        
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