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Gauss an Olbers. Göttingen, 1835 Januar 20.
gänge des Hamburger Korrespondenten, welche die hiesige Bibliothek
besitzt, erst mit dem Jahre 1784 anfangen. Mein ältester Sohn meinte,
dass der von Ihnen gesuchte Band sich vielleicht in der K. Bibliothek
in Hannover finden werde, die sehr reich an Zeitungen sei. Er würde
gewiss mit Vergnügen Ihnen solchen besorgen, wenn er wieder in
Hannover wohnte; allein er ist schon vor mehr als 14 Tagen, nachdem
sein Patent endlich angekommen, sogleich nach seiner neuen Gar
nison Stade abgereist. Ich bin jedoch überzeugt, dass der Dr. Pertz
Ihnen den Band, wenn Sie es wünschen, und wenn er da ist, sogleich
schicken wird.
Das Kränkeln und die Schwäche meiner ältesten Tochter nimmt
leider mehr zu als ab. Dagegen geht es mit der Gesundheit meiner
jüngsten etwas besser.
Auf die Preisfrage 1 ) der Societät, Photometer betreffend, sind drei
Konkurrenzschriften eingegangen, wovon ich die eine unter der Kritik,
die zweite nicht ohne Verdienst und die dritte ungemein gehaltreich
finde. Mein Gutachten, welches ich vor einigen Tagen abgegeben habe,
cirkulirt jetzt bei der Societät, und wird deren Entscheidung dann
bald publicirt werden. Indem ich bei der ersten Preisschrift fast un
willkürlich an Gruithuisen denken muss, erinnere ich mich, dass Sie
zuweilen der Streitschriften erwähnt haben, die jener berühmte Natur
forscher mit einem vielleicht noch berühmteren Weltweisen wechselt.
Da ich von letzterem bisher nichts gelesen hatte als vor drei Jahren
eine kleine Broschüre über Faraday’s neueste Entdeckung, die in ein
damals mir noch unbekanntes Feld gehört, so habe ich durch gütige
Vermittlung des Hrn. Hofrath Herbart einige andere Druckschriften
desselben zur Einsicht erhalten, eine betitelt „Ideen zu einer Philo
sophie der Natur“ und die andere „Ueber die Weltseele“. So viel ich
darin bis jetzt gelesen habe, scheinen mir die beiden Gegner einer des
anderen vollkommen würdig zu sein.
x ) Vergl. Brief No. 668 vom 25. Jan., 670 vom 18. Febr. und 672 vom 2. Aug.
1832, wo Gauss seine Idee über eine brauchbare Photometer-Konstruktion Olbers an-
giebt und mittheilt, dass auf seinen Rath Gerling diese Idee praktisch ausführen
würde. Den Preis erhielt Steinheil (G. G. A., 34. und 35. Stück, Gauss’ Werke Bd. VI,
S. 649—652), während Gerling nach G. G. A., Stück 134—135 vom 27. Aug. 1835
der Verfasser der mit dem Accessit ausgezeichneten Arbeit ist. Krm.