Gauss an Olbers. [Gottingen, 1835 Februar.]
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Fig. 30.
Ganz ähnliche Erscheinungen im pliys. Kab., nur dass aus den
Statt habenden Grössenverhältnissen das r kleiner wird als im magn.
Observatorium.
Am allermerkwürdigsten aber ist der gleichfalls genau voraus
gesehene Fall, wo in der Kette eine zweite Nadel ist, deren natürliche
Schwingungsdauer der der grossen gleich ist. Ich hatte dies nicht so
fort realisiren können, aber jetzt ist dies auch geschehen, genau mit
dem erwarteten Erfolg. Im phys. Kab. wurde die Nadel, wie man es
nennt, astatisch gemacht, d. i. zwei Nadeln mit entgegengesetzten Polen
verbunden, wovon die eine etwas weniges
stärker ist als die andere. Auf diese wirkt
der Erdmagnetismus schwächer, daher längere
Schwingungsdauer, während der Multiplikator
nicht bloss ebenso stark wie vorher, sondern
noch fast 50% stärker einwirkt. So wurde
die Schwingungsdauer dieser Doppelnadel auch
genau auf 42 s ,3 gebracht. Der Erfolg ist,
dass für den Augenblick, wo die Kette geschlossen wird, indem die
25pfündige schon vorher schwang, die im phys. Kab. sofort auch
anfängt zu schwingen, und diese Schwingungen, anfangs mässig,
nahmen beständig an Grösse zu, so dass sie nach \ Stunde auf
30° angewachsen waren. Hier sind nun aber die Elongationen mit
denen der grossen Nadel gleichzeitig, obwohl nach Lage der Um
stände entweder gleichnamig (d. i. Maximum mit Maximum) oder un
gleichnamig (Maximum mit Minimum). Das ganze Phänomen ist eine
Art von Abspiegelung dessen, was im Sonnensystem vorgeht, näm
lich der periodischen Störungen im ersten Fall, der Säkularstörungen im
zweiten, nur haben sie den Vorzug, dass, während wir bei den Planeten
störungen bloss müssige r Zuschauer sind, wir hier die ebenso scharf
oder zum Theil noch viel schärfer zu messenden Wirkungen selbst nach Ge
fallen hervorbringen. Ueberhaupt ist die Schärfe in allen diesen Dingen
bewundernswürdig. Wir vergleichen z. B. durch derartige Manöver die
Uhren in der Sternwarte, dem magn. Obs. und phys. Kab. jeden Augen
blick auf 0 S ,1 genau, und ich bin vollkommen überzeugt, dass wir auf
dieselbe Art ebenso sicher die Uhren in Göttingen und Bremen ohne
Zwischenstation direkt vergleichen könnten, wenn nur jemand das Geld
dazu hergeben wollte, eine Finger dicke Kette von Kupferdraht von
Göttingen nach Bremen zu führen. Vielleicht kann ich in Zukunft die
Gleise von Eisenbahnen zu analogen Zwecken benutzen.
Ich muss noch bemerken, dass freilich genau betrachtet, ebenso
gut die Schwingungen der zweiten oder dritten Nadel, Schwingungen
in den beiden anderen erzeugen müssen; allein ich habe durch die Rech-