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Olbers an Gauss. Bremen, 1835 April 29.
habe ich den März-Monat der O. G. A. in Händen und nunmehr Ihren
Bericht über die Preisschriften gelesen. Es ist mir unbegreiflich, wie
der so sinnreich angeordnete Apparat in der nicht gekrönten Preis
schrift bei der Anwendung so fehlerhafte Eesultate geben konnte, und
ich hoffe noch immer, der Verfasser (doch wohl unser Freund Gerling?)
wird bei näherem Studium seines Werkzeugs die Fehlerquelle auffinden
und beseitigen können. Dass auf die verschiedene Höhe der Sterne
strenge Bticksicht genommen werden muss, versteht sich von selbst.
Das Uebrige scheint wohl in dem noch nicht genug berichtigten Gesetz,
nach welchem die zurückgespiegelten Bilder lichtschwächer w r erden
nach den verschiedenen Einfalls-Winkeln, zu liegen. Sollte sich hier
nicht etwas von Polarisation des Lichts einmischen? — Bei der ge
krönten Preisschrift des nun Professor gewordenen Dr. Steinheil be
dauere ich nur, noch keine wirkliche Anwendung auf den Sternhimmel
zu finden. Doch wird der Verfasser dies wohl nachholen, wenn das
Werkchen, wie ich hoffe, bald gedruckt wird.
Nathaniel Bowditch unterschreibt sich in den Schriften, die ich
von ihm gesehen habe, L. L. D. Member of the American Philosophical
Society held at Philadelphia, of the American Academy of Arts and
Sciences (er ist also unser Kollege), of the Connecticut Academy etc. etc.
Er ist unstreitig einer der ausgezeichnetsten Mathematiker von Amerika.
Sein Practical Navigator hat viele Auflagen erlebt. Er hat viele Stellen
im La Place, besonders in den numerischen Exempeln, verbessert. Unter
anderen tadelt er auch die allzu grosse Ausdehnung des Satzes, den ich
in meinem vorigen Briefe erwähnte, dass wenn m, m', m" etc. die Massen,
a, a', a" etc. die mittleren Abstände, e, e', e" etc. die Excentricitäten der
Planeten sind,
me 2 Va-\- me' 2 V a' -f- m"e" 2 Va" etc. = const.
sei. Er meint, man müsse ihn einschränken, w r eil man bei seiner Fest
stellung die 4. Potenzen von e, e' etc. vernachlässigt habe, da doch unter
den so weggelassenen Gliedern einige w r eit grösser wären, als einige
von den beibehaltenen. Sie können, wenn Sie wollen, viele Aufsätze
von ihm in den Memoirs of the American Academy finden, die gewiss
auf der Göttinger Bibliothek sein werden. Jetzt hat er das gigantische
M erk unternommen, die Mécanique céleste nicht bloss zu übersetzen,
sondern mit einem fortlaufenden Kommentar zu versehen. Der erste
Band, schon 1829 gedruckt, wrnrde in England mit grossem Beifall auf-
genommen; ob schon mehrere Bände heraus sind, w r eiss ich nicht.
Bowditch wohnt zu Salem, nicht weit von Cambridge und Boston, in
Neu-England.
Eben erhalte ich Schumacher’s Kometencirkular, worin Bogus-