Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Januar 9. 
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sagt mir, so grosse Lust er auch zur Theilnähme an der Gradmessung 
habe, so viele Belehrung er sich auch davon verspreche, so habe er es 
doch nach reiflicher Ueberlegung unmöglich gefunden, wegen mehrerer 
ihm aufgetragener und von ihm angenommener Maschinerie-Einrichtungen 
sich gegen die Zeit des wahrscheinlichen Anfangs Ihrer Campagne be 
stimmt frei zu machen, und da er wohl wisse, dass er Sie nicht in 
Ungewissheit erhalten dürfe, so sähe er sich ungern genöthigt, auf die 
ihm zugedachte Ehre Verzicht zu leisten. Er danke übrigens aufs 
Verpflichteste für das ihm bezeigte geneigte Zutrauen, und hoffe, Sie 
würden ihm Ihr Wohlwollen deswegen nicht entziehen. 
Es tliut mir leid, mein theurer Freund, dass Sie diesen gewiss 
brauchbaren Gehülfen nicht erhalten, ob ich gleich nicht zweifle, dass 
Sie Gelegenheit genug finden werden, ihn wieder zu ersetzen. Sie 
werden sich indessen erinnern, dass ich immer einigen Zweifel geäussert 
habe, ob Treviranus eine Gehülfen-Stelle würde annehmen können. 
Ich habe mit dem Anfänge dieses Jahres nun wirklich alle meine 
ärztlichen Geschäfte niedergelegt. Ich fühlte in den letzten Wochen, 
dass es hohe Zeit war, diesen Entschluss auszuführen, da meine Kräfte 
wirklich immer mehr abnalnnen, und mir das Gehen, besonders aber 
das Treppensteigen immer beschwerlicher wurde. Die nun erlangte 
Buhe kommt mir wenigstens behaglicher vor, wenn ich gleich von der 
mir gewordenen Müsse noch nicht viel empfinde, da ich nun noch viele 
vorher versäumte Privatgeschäfte in Ordnung zu bringen habe. 
Encke hat nun glücklich entdeckt und erwiesen, dass der verächt 
liche d’Angos die Beobb. eines von ihm angeblich im Jahr 1784 ent 
deckten Kometen aus vorher willkürlich angenommenen Elementen bloss 
berechnet, also völlig erdichtet habe. Mir war dies längst wahrschein 
lich; aber die vorgeblichen Beobb. stimmten gar nicht mit den Ele 
menten, und ich konnte mit aller Mühe keinen konstanten Fehler in 
dem Rechnungsverfahren finden. Encke 1 ) ist glücklicher und scharf 
sichtiger gewesen. Der eitle unbesonnene Ritter hat den Radius Vector 
des Kometen jedesmal 10mal grösser genommen, als er aus den Ele 
menten folgt; eine Etourderie, die man für unglaublich halten sollte, 
wenn sie nicht von Encke so klar bewiesen wäre. 
Ich habe nun Zach’s sogenannte Vertheidigung gegen die fran 
zösischen Astronomen, namentlich Arago gelesen, und finde allerdings 
sein Verfahren höchst tadelnswürdig. Besonders muss es Schumacher 
sehr empfindlich sein. — Auch mich sucht er gewissermaassen in die 
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x ) „Imposture astronomique grossière du Chevalier d’Angos“ in der Correspondance 
Astronomique, IV. S. 456. Siehe auch Galle’s Kometenverzeichniss S. 179. Einiges 
hierüber findet sich auch in Olbers Bd. I. S. Persönliches No. 14. Krm. 
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