Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1885 December 2. 
bestimmte den 6. Sept. 1788 auf dem Göttingenschen Observatorium an 
zwei Stellen die damalige Dekl. der Magnetnadel, an der einen 17° 19'34", 
an der anderen 17° 20' 21". — Nahm nicht Tobias Mayer zu seiner Zeit 
die Dekl. 16°£ an? 
Sie sagen mir, lieber Gauss, nichts von Ihrer und der Ihrigen Ge 
sundheit und Befinden; Dinge, die mich doch sosehr interessiren. Ihren 
ältesten Hrn. Sohn habe ich im vorigen Sommer zweimal zu sehen das 
Vergnügen gehabt; der brave junge Mann scheint sich immer vortheil- 
hafter auszubilden. Ich selbst habe bei freilich immer zunehmender 
Altersschwäche dieses Jahr in Ansehung meiner gewöhnlichen Be 
schwerden ganz erträglich zugebracht. Jeden Morgen rufe ich mir zu 
Omnem crede diem tibi illuxisse supremmn 
Grata superveniet qua non sperabitnr hora 
und dies um so mehr, da mich manche Symptome hoffen und erwarten 
lassen, dass ich einmal plötzlich durch einen Schlagfluss aus der Welt 
gehen werde, und die superveniens hora mir so lange grata bleiben 
wird, als ich meine noch immer so warme Theilnahme an allem Wissen 
schaftlichen behalte. — Mein Sohn hat sich im Frühsommer 10 Wochen 
in Pyrmont aufgehalten, und die Kur ist ihm, dem Himmel sei Dank, 
sehr gut bekommen. Vor 4 oder 5 Tagen, den 27. Nov. ist die Hochzeit 
meiner ältesten Enkelin Malvina Focke mit einem braven jungen Kauf 
mann, Friedrich Migault, gefeiert worden. Dem frohen Hochzeits 
mahle konnte ich meiner Schwäche wegen nicht beiwohnen. Das 
liebe Mädchen ist die letzten 7 Monate in meinem Hause gewesen und 
hat mein kleines Hauswesen regirt, und ich entbehre ihren mir lieb 
gewordenen Umgang nun nicht ohne Empfindung. — Mein kleiner Ur 
enkel entwickelt sich immer mehr und macht dem Urgrossvater manche 
Freude. 
Doch ich komme zu sehr ins Plaudern, wie es uns alten Leuten 
denn leicht zu gehen pflegt. Erfreuen Sie mich, mein theuerster Gauss, 
wenn es Ihre wichtigen Geschäfte irgend erlauben, bald wieder mit 
einigen Zeilen. Sie wissen nicht, welch ein Fest für mich jeder Ihrer 
Briefe ist. 
Wenn Sie Hrn. Hofrath Heeren sehen, so bitte ich diesen meinen 
ganz speciellen Landsmann aufs Herzlichste von mir zu grüssen.
	        
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