Gauss an Olbers. Göttingen, 1836 Juli 23.
641
sehr rühmliche Ausnahmen gefunden. Namentlich rühmt er sehr den
Hannoverschen Konsul Meyer, einen Hrn. Vezir oder Vezin, und Hrn.
Vaughan, Sekretär der Philadelphian Philosophical Society. Letzterer
habe ihm vielfache Gelegenheit zur Bekanntschaft mit interessanten
Personen in Beziehung auf seinen Hauptzweck, das Studium der Eisen
bahnen, eröffnet. Der enorme Gewinn, welchen die die Erbauung der
Eisenbahnen dort leitenden Personen [erzielen], setzt den bloss an euro
päischen (oder Hannoverschen) Maasstab gewöhnten in Erstaunen. Er
erwähnt eines Mannes, der zugleich die Erbauung von drei neuen
Bahnen leite und dafür ein Honorar von 5000 Dollars für jede, also
zusammen 22500 preuss. Thaler per annum erhalte.
Meine älteste, leider fortwährend sehr schwache Tochter ist vor
acht Tagen abermals nach Ems zur Badekur abgereist, zur Gesell
schaft hat sie die Nièce unseres sel. Harding (Tochter des in Klaus
thal gestandenen Superintendent Harding) mitgenommen.
In der Casseler Zeitung, ich glaube vom 10. Juni, fand ich in der
Fremdenliste die Ankunft des Hrn. Senator Olbers aus Bremen mit
Familie und Dienerschaft. Eine darauf basirte Präsumtion scheint sich
jedoch mit der Art, wie Sie der Beise Ihres Hrn. Sohnes nach Pyrmont
erwähnen, kaum zu vertragen.
Im vorigen Frühjahr habe ich mich einige Wochen hindurch viel
mit optischen Versuchen 1 ) beschäftigt, namentlich in Beziehung auf die
Diffraktion, w T ofür ich einen ScHWERD’schen Apparat erhalten habe.
Diese Gegenstände werden mir fast ebenso interessant, wie Magnetismus
und Galvanismus. Ich habe jedoch jetzt mich mit Gewalt ganz wieder
davon trennen müssen, da es mir dazu an Zeit fehlt.
Ganz besonders wird meine Zeit jetzt in Anspruch genommen durch
Geschäfte, die sich auf die Hannoversche Maassregulirung * 2 ) beziehen.
Für die Wägungen habe ich eine Waage von Bepsold erhalten, die
er früher für seinen eigenen Gebrauch gleichzeitig mit einer für
Schumacher verfertigt hat. Der letzteren scheint sie an Vollkommen
heit etwas nachzustehen, inzwischen denke ich, diesen Unterschied durch
veränderte Behandlungsart wenigstens ersetzen zu können. Die Versuche
damit, zuerst um sie in ihren Elementen genau kennen zu lernen, dann
mir selbst Gewichtsätze abzugleichen, und ein aus Berlin erhaltenes
pr[eussisches] Pfund mit anderen Exemplaren zu vergleichen, sind aber
0 Vergi, hierzu auch Brief No. 539 vom 7. Juni 1836 im Briefwechsel Gauss-
Schumacher. Rrm.
2 ) Ausführlichere Nachrichten über Gauss’ Beschäftigung mit dem Hannoverschen
Maass- und Gewichtswesen und besonders auch mit der Theorie der Waage und des
Wägens giebt der Briefwechsel zwischen Gauss und Schumacher aus den Jahren
1836—37 und 1839. Siehe auch den folgenden Brief. Krm.