Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1836 Juli 23. 
ausserordentlich zeitraubend, wie Sie leicht ermessen werden, wenn Sie 
den letzten Artikel in Schumacher’s J. B. 1836 betrachten, wo doch 
die ganze Arbeit bloss den Zweck hatte, ein Gewichtstück mit einem 
anderen zu vergleichen. 
Unter meinen jetzigen magnetischen Experimenten ist das merk 
würdigste eines, wo die Induktionswirkung des AVdmagnetismus auf 
einen 700fachen Drahtring, übersponnen und zusammen über 13000 Fuss 
lang, bestimmt wird. Dieser Ring oder dieses Rad wird um eine Axe 
gedreht, die einen horizontalen Diameter des Rades bildet. Diese 
Drehungsaxe macht genau einen rechten Winkel mit dem magnetischen 
Meridian, und die beiden Enden des Drahtes sind bis zum Multiplikator 
des grossen Magnetometers der Sternwarte fortgeführt, welcher Multipli 
kator jetzt aus 610 Umwindungen übersponnenen Drahts besteht. Die 
Drehung geschieht taktmässig nach der Uhr, alle 2 S eine Um 
drehung, und nach jeder halben Umdrehung wechselt vermöge eines 
eigenthümlichen Mechanismus die Verbindung der Drahtendungen des 
Rades mit ihren Fortsetzungen. Die Einrichtung ist nach Vorschrift 
der Theorie so, dass dieser Wechsel genau stattfindet, wenn das Rad 
dem magnetischen Aequator parallel ist, oder einfacher gesagt, normal 
gegen die Richtung der erdmagnetischen Kraft. So wirkt der durch 
die Induktion erzeugte Strom immer in einerlei Sinn auf das Magneto 
meter und bewirkt, obgleich die ganze Drahtlänge so gegen 20000 Fuss 
lang ist, doch noch Ausweichung von mehreren Hundert Skalentheilen 
an der 25pftindigen Nadel. Bei einigen Versuchen wird auch noch der 
Draht des Induktors (Schtjmacher’s J B. 1836, S. 41*), der aber jetzt 
nicht mehr 3537, sondern 7000 Umwindungen hat, mit in die Kette 
aufgenommen, wo also der Strom gegen 27000 Pariser Fuss sehr dünnen 
Drahts zu durchlaufen hat und dann noch immer 325 Skalentheile Aus 
schlag giebt. Diese Versuche machen einen Theil von denjenigen aus, 
die zum Zweck haben, alles was sich auf die Wechselwirkung zwischen 
Magnetismus und galvanischen Strömen bezieht, auf absolute Maasse 
zu bringen. Genäherte Zahlenbestimmungen geben schon meine früheren 
\ ersuche. Die gegenwärtigen werden aber die Genauigkeit noch sehr 
vergrössern. 
Auch die trigonometrischen Messungen ruhen dieses Jahr nicht ganz. 
Der Hauptmann Müller bearbeitet gegenwärtig ein Dreiecksnetz west 
lich von Göttingen. Den Antheil, welchen mein Sohn an der grossen 
Karte von Hannover nimmt, hat er während seiner Abwesenheit einem 
anderen Officier übertragen, und in diesem Augenblick erhalte ich drei 
b „Erdmagnetismus und Magnetometer“. Wieder abgedruckt in Gauss’ Werken 
Bd. V S. 315—344, daselbst S. 340. Ivrm.
	        
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