Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

650 
Gauss an Olbers. Göttingen, 1837 September 2. 
dass man viel mehr erreichen kann, als bis jetzt erreicht ist. Das ist 
aber etwas, worauf ich mich nicht einlassen kann. Bei den Instru- 
mental-Hülfsmitteln für die beiden Elemente des horizontalen Theils 
konnten geistige Mittel ausreichen, d. i. durch eine gehörige Einrich 
tung konnte man Apparate zur Erreichung der höchsten Genauig 
keit darstellen,* die eigentlich keine übermässig feine mechanische Ar 
beit erfordern, und mit geringen Kosten angefertigt werden können. 
Der neue Apparat kommt nicht auf 50 Rtlilr., natürlich alles schon Vor 
handene, was dabei gebraucht wird, ungerechnet, namentlich Uhr, Theo- 
dolitli und Magnetstab. Dagegen sind bei allem, wobei der vertikale 
Theil der magnetischen Kraft auf irgend eine Art mit ins Spiel kommt, 
sei es als Inklination oder anders, sehr fein, sehr vollkommen ausge 
arbeitete, also auch am Ende kostbare Instrumente unentbehrlich, uner 
lässlich und können durch nichts anderes ersetzt werden. Ein Inklina 
tionsapparat von der gewöhnlichen Einrichtung, der nur so weit be 
friedigen soll, als wir jetzt wirklich sind, also wobei man noch weit, 
sehr weit zurück ist gegen das, was man wünschen muss, kostet schon 
mehr, als ich in einem oder zwei Jahren für Sternwarte und magneti 
sche Anlagen zusammen zu verausgaben habe. 
Ich habe schon längst die Meinung gehabt und geäussert, dass die 
CAVENDisH’schen Versuche über die Attraktion von Bleikugeln ihre Be 
rühmtheit nicht sonderlich verdienen, und dass man diese Versuche viel 
besser machen könnte. Ich sehe jetzt aus den Zeitungen, dass die Ver 
suche in England wiederholt werden sollen, und dass der Schatz dazu 
eine „Beihülfe“ von 500 Pfund St. ausgezahlt hat. Hoffentlich werden 
diejenigen, die die Ausführung machen, nun etwas Besseres liefern. 
Wenn man aber die Summen, die in England — oder auch in Russ 
land, wie das Beispiel von Jacobi zeigt — auf einzelne Versuche ver 
wandt werden können mit den jämmerlich mesquinen Mitteln ver 
gleicht, womit bei uns zu Lande der ganze Haushalt besorgt werden 
muss, so verliert man freilich ziemlich die Lust, sich mit experimen 
teller Naturforschung zu beschäftigen. 
Ueber die Aufnahme unserer „Resultate“ im Publikum scheint doch 
meine eigene Ahnung richtiger zu sein als Ihre Prophezeiung. A la 
bonne lieure! Ich habe das meinige gethan, und wenn das Publikum 
dergleichen nicht goutirt, so wissen wir aufzuhören. 
Für das Göttinger Jubiläum wird noch von allen Seiten gerüstet; 
eine Sündfluth von A ersen ist schon ausgebrochen. Ich erwarte hier 
Hrn. Gekling zum Besuche. Humboldt wird auch herkommen; möchte 
er nur seine Anwesenheit etwas über das Jubiläum hinaus ausdehnen, 
da während desselben und vorher so viel Zerstreuendes ist, dass ich 
ihn wenig würde geniessen können.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.