£52 Gauss an Olbers. Göttingen, 1837 September 26.
Als ich endlich nach Hause kam, war ich ganz in Schweiss zerfliessend,
und musste nur schnell Wäsche und Kleider wechseln, um dem Fest
mahl beizu wohnen.
Ich glaube, dass ich Göschen’s Schicksal nur dadurch entgangen
hin, dass ich am folgenden Tage mich aller Theilnahme enthielt und
ruhig zu Hause blieb, so wie am Dienstage der Theilnahme an der
Promotionsfeierlichkeit; endlich, dass durch Fürsorge meines guten
Weber gleich nach dieser alle Fenster geöffnet wurden, um erst wieder
reine Luft einzulassen, so dass ich, als ich nach 12 Uhr zu der Societäts-
sitzung eintraf, eine geniessbare Luft vorfand und meine Vorlesung
halten konnte.
Gerling hatte während der Woche in meinem Hause Quartier
angenommen. Humboldt sah ich alle Tage bei mir, meistens jeden Tag
mehrere Male. Er ist t> Abend abgereist. Ich habe seine Rüstigkeit
bewundert. Er war von Berlin Tag und Nacht hierher gereist; von
hier nach Hannover reiste er wieder während der Nacht.
Jetzt ist es nun wieder in Göttingen so still, wie es vorher ge
räuschvoll gewesen war.
Mein Sohn schrieb gestern, dass sein Schiff am 1. Okt. unter
Segel gehen würde. Er ist höchst wahrscheinlich jetzt schon in Bremen,
und ich bitte Sie, ihm die Einlage gütigst zu übergeben. Ich bin über
zeugt, dass Sie und Ihr trefflicher Hr. Schwiegersohn — dessen An
denken ich mich angelegentlichst empfehle — ihm auf jede Weise mit
Rath und That beistehen werden, und diese Hoffnung ist meine einzige
Beruhigung.
Das Unglück 1 ), welches den künftigen Schwiegervater meines
ältesten Sohnes, den Medicinalrath Erythropel in Stade betroffen hat,
werden Sie wahrscheinlich durch öffentliche Blätter oder durch die Er
zählung meines jüngsten Sohnes erfahren haben. Es ist ein höchst
harter Schlag für die ganze Familie.
Sehnlichst wünsche ich mir recht bald einmal wieder ein paar be
ruhigende Zeilen über Ihr Befinden, mein geliebter Olbers, zu erhalten.
Mancher Becher V eins ist während der Feierlichkeit auf Ihr Wohl
sein geleert. *)
*) Siehe den folgenden Brief Olbers’. Sch.