Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1837 Oktober 14. 
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No. 701. Olbers an Gauss. y370 
Bremen, 1837 Oktober 14. 
Sie haben mich mit zwei Briefen erfreut und beglückt, wofür ich 
Ihnen den herzlichsten Dank sage. Längst hätte ich den ersten schon 
beantwortet, wenn er mir nicht die Ankunft Ihrer lieben Kinder als 
schon im Anfänge des Sept. bevorstehend angekündigt, und ich nicht 
geglaubt hätte, diese erst erwarten zu müssen, um Ihnen von den 
selben etwas sagen zu können. Die Beisenden sind aber erst am 
28. Sept. eingetroffen und am 2. Okt. nach Bremerhaven abgegangen. 
Ihr Hr. Sohn hat Ihnen eine in aller Absicht, sowohl körperlich als 
geistig, sehr liebenswürdige Schwiegertochter zugeführt. Er selbst hat 
uns allen ungemein gefallen; mit so viel Umsicht und Bedachtsamkeit 
scheint er eine so tiefe Kenntniss seines künftigen Berufs zu verbinden, 
dass sein Vorhaben aller Wahrscheinlichkeit nach den glücklichsten 
Erfolg verspricht. Von seinen Geld-Einrichtungen u. s. w. wird er Ihnen 
selbst von Bremerhaven Nachricht gegeben haben. Die Reisenden 
gehen mit dem Schiff Alexander, Kapt. Mertens. Letzterer ist als 
einer unserer geschicktesten See-Kapitäne bekannt, und wird auch als 
gebildeter Mann gerühmt, was um so weniger zu bezweifeln scheint, 
da er der Sohn unseres verstorbenen, als Botaniker so berühmten Prof. 
Mertens ist. Einer meiner Enkel hat die Reise-Gesellschaft dem Ka 
pitän, dessen ehemaliger Schulkamerad er war, noch besonders dringend 
empfohlen. So viel ich weiss, liegt der Alexander in Erwartung eines 
durchstechenden Ostwindes noch auf der Rhede. 
Gott sei Dank, dass Ihr Jubiläum ohne weitere nachtheilige Folgen 
für Sie, lieber Gauss, vorüber gegangen ist. Sie haben sehr wohl ge- 
tlian, sich den lästigen, angreifenden und langweiligen Ceremonien so 
viel [als] möglich zu entziehen. Das Beispiel von Göschen zeigt schreck 
haft die Gefahr einer erzwungenen Theilnehmung an denselben. Für 
die übrigen Beschwerden bei demselben finden Sie sich gewiss durch 
den Umgang mit dem herrlichen Humboldt einigermaassen entschädigt. 
Sehr begierig bin ich, vorläufig etwas Näheres über Ihre Vorlesung zu 
erfahren, die so viel Beifall gefunden hat. Wenn es Ihnen nicht zu 
viel Mühe und Umstände macht, so schicken Sie mir doch das Stück 
der Gel. Am., worin Sie wie gewöhnlich Nachricht von dem Inhalt 
dieser Vorlesung geben. 
Das traurige Unglück des braven Medicinalraths Erythropel hat 
auch mich erschreckt und betrübt. Noch gestern erhielt ich einen 
Brief aus Stade, worin man mir nicht genug zu sagen weiss, wie viel 
die Stadt und deren Umgebung durch seinen Tod verloren hat, und
	        
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