Gauss an Olbers. Göttingen, 1837 Oktober 16.
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ist es nur, dass sie plötzlich ohne vorhergehende lange Krankheit
erfolge.
Wenn es Ihnen irgend möglich ist, mein theuerster geliebtester
Freund, so erfreuen Sie mich bald, recht bald wieder mit einigen Zeilen.
No. 702. Gauss an Olbers. [332
Göttingen, 1837 Oktober 16.
Ich kann nicht unterlassen, Ihnen auf das Herzlichste für die
grosse Güte zu danken, mit der Sie meinen Sohn aufgenommen haben.
Er hat mir aus Bremerhaven geschrieben, jede Stunde gewärtig unter
Segel zu gehen. Aus der Börsenhalle, die ich immer jetzt, gleich wie
sie ankommt, wegen der Schiffsliste durchsehe, habe ich gestern ge
sehen, dass am 11. Okt. die Elise, Kapt. Koch, nach New Orleans unter
Segel gegangen ist. Wenn ich aber nicht irre, war der Platz meines
Sohnes auf einem anderen Schiffe, dem Alexander, und ich weiss nun
nicht, ob mich mein Gedächtniss trügt, oder ob er vielleicht ein anderes
Schiff gewählt hat.
Der Empfang des klassischen Werks von Mädler und Beer über
den Mond hat mich angelockt, die schönen Karten dieser Herren so
wie die LoHRMANN’sche etwas näher zu studiren. Früher war meine
ganze Mondkenntniss auf das Mare Crisium und ein paar Flecken,
etwa den Tycho und Aristarch beschränkt, und wenn ich mir etwa bei
einer Mondfinsterniss ein halbes Dutzend mehr gemerkt hatte, so waren
sie doch bald nachher wieder vergessen. Die ScHROETER’schen Be
handlungen hatten mich nie anreizen wollen. Jetzt, im Besitze so
schöner Hülfsmittel, finde ich es recht unterhaltend, im Monde etwas
genauer herumzureisen, und ich ärgere mich über das ungünstige Wetter,
das mir selten eine Stunde dazu vergönnt. Ganz besonders frappirt
mich die Schärfe der zahllosen kleinen Krater, zwischen denen, besonders
zwischen dem Mare Tranquillitatis und Mare Nubium, im Vollmonde
sich zu orientiren ziemlich schwer fällt, da die grösseren Flecken wie
Hipparch u. a. sich eigentlich gar nicht erkennen lassen. Sollte nicht
eine reine Vollmondsharte eine verdienstliche Arbeit sein? Die Krater
konfigurationen stehen hier fast wie Sternbilder da, und mir däucht,
man sollte sich bei der Festlegung von Fixpunkten nur an diese halten,
deren Bestimmung ohne Zweifel einer verhältnissmässig grossen Schärfe
fähig ist. Vielleicht lässt sich ein Heliometer dabei mit viel grösserem
Vortheil gebrauchen, als die Fernrohre mit Mikrometerfaden, zumal ein
Heliometer wie das Königsberger. Das weitere Terraindetail liesse
sich dann dazwischen zeichnen. Mit Bedauern sehe ich doch, wie es