Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

(358 Gauss an Olbers. Göttingen, 1837 November 1. 
der Fracht und allen Nebenkosten auf 183 Rthlr. Gold zu stehen. Es 
ist ganz in Messing montirt, 4 Fuss 4 Zoll lang; das Objektiv hat 
34 Linien Oeffnung und 42 Zoll Brennweite, 2 terrestrische und 3 astro 
nomische Okulare, stärkste Vergrösserung 125 mal. Reimers rühmte 
die Wirkung sehr. Nachher hat sich am Objektiv eine leichte Oxy 
dation gezeigt, ein gar nicht ungewöhnlicher Fall bei FRAUNHOEER’schen 
Gläsern, deswegen ist es dem Mechanikus Kraut übergeben, der an 
geblich das Objektiv auseinander genommen und von Neuem, wie er 
behauptete, polirt hat. Ob dadurch die Oxydation ganz weggeschafft 
worden ist, weiss ich nicht; so viel ist aber gewiss, dass sich jetzt 
wieder ein Ansatz davon zeigt, der indessen das Sehen durchaus nicht 
merklich hindern soll. Mein Enkel, Dr. Wilhelm Focke, der einige 
Liebhaberei für Astronomie hat, giebt der Leistung desselben, das er 
mehrere Wochen gebraucht und mit einem anderen Fraunhofer ver 
glichen hat, ein sehr gutes Zeugniss. Inwiefern er aber kompetent 
zum Urtheil ist, weiss ich nicht. 
Ich muss es nun Ihnen, mein theuerster Freund, gänzlich über 
lassen, ob Sie auf dieses Fernrohr reflektiren wollen oder nicht. Ich 
würde eben nicht sehr zum Ankäufe ratlien, bin aber gern zur Be 
sorgung etwaiger Aufträge erbötig. 
Ueber unseren verewigten Schroeter muss auch ich leider im 
Ganzen so urtheilen wie Sie, wenn ich auch Mädler’s Strenge etwas 
hart finde. Schroeter hatte ganz übertriebene Begriffe von dem, was 
seine Teleskope leisteten. Er glaubte deswegen, Herschel ausgenommen, 
könne kein anderer Astronom das sehen, was er sehe, oder zuweilen 
auch sich zu sehen einbildete. Er kam erst etwas von der Ueber- 
schätzung seiner Werkzeuge zurück, als ich mit meinem fünffüssigen 
Döllond in dem von ihm so oft durchforschten mare crisium 2 Krater 
entdeckte, die er mit seinen grossen Teleskopen immer übersehen hatte. 
Haben Sie auch von dem Prinzen Massena, Herzog v. Rivoli, 
einen Brief und eine Aufforderung, der Société des Naufrages beizu 
treten, erhalten? 
No - 704 Gauss an Olbers. [333 
Göttingen, 1837 November 1. 
Ihrem TV unsche zufolge übersende ich Ihnen einen Abdruck der 
Anzeige 1 ) meiner Vorlesung. Letztere selbst wird wahrscheinlich bald 
gedruckt werden. 
x ) Siehe Anmerkung 1 auf S. 656. Krm.
	        
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