Olbers an Gauss. Bremen, 1837 November 10.
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Die Reise meines Sohnes beunruhigt mich sehr. Aus der Börsen
halle weiss ich, dass am 25. Okt. das Scliiif unter Segel gegangen, aber
schon denselben Tag wegen konträren Windes wieder umgekehrt ist
und sich zwischen Bremerhaven und Fedderwarden vor Anker gelegt
habe. Hier ist seitdem immer konträrer Wind gewesen. Heute zwar
Südwind, aber mit heftigem Sturm. Ich wollte, es wäre lieber in den
Hafen selbst zurückgekehrt.
Unsere Zeitungen enthalten jetzt immer viel von Benutzung des
Elektromagnetismus in Nord-Amerika zu starken mechanischen Wirkungen,
Schiffe zu treiben pp. Ich gestehe, dass ich an alles dies noch wenig
Glauben habe. Man sieht auch offenbar, dass die Berichterstatter ganz
unwissende Leute sind. Wenn eine solche Maschine 200 U hebt, so
sagt das noch schlechterdings gar nichts, wenn man nicht erfährt,
wie viele Fass diese 200 U in der Minute gehoben sind. Nach einer
mündlichen Nachricht des Hrn. Argelander scheint doch auch Jacobi
selbst, dem Nikolaus eine so kaiserliche Unterstützung angedeihen lässt,
keineswegs sehr sanguinische Hoffnungen zu haben.
No. 705. Olbers an Ganss. [372
Bremen, 1837 November 10.
Mit ein paar Worten muss ich Ihnen doch etwas über den Alexander
sagen. Sie wissen, dass er am 29. Okt. mit einer ganzen Flotte (ich
glaube 15 bis 16 Segel) von der Weser abgegangen und glücklich in
See gekommen ist. Seit dem hat er den Sturm vom 1. und 2. Nov.
aushalten müssen. So unangenehm dieser auch für unsere lieben
Reisenden gewesen sein, und so sehr er die herben Leiden der See
krankheit bei ihnen vermehrt haben mag, so war doch bei der Richtung
des Windes keine Gefahr für das Schiff zu besorgen. Schon glaubte
man aber, es würde bei den anhaltenden südlichen Winden seine Fahrt
um Schottland herum genommen haben; allein gestern haben wir die
Nachricht erhalten, dass der Alexander am 4. Nov. in vollkommen gutem
Zustande auf der Höhe des Texels von einem unserer heimkehrenden
Schiffe gesehen worden ist.
Sehr dankbar bin ich Ihnen, mein theurer Gauss, für das mir
gütigst geschickte Blatt der G. G. A., aber nun um so begieriger nach
dem vollständigen Abdruck Ihrer so äusserst interessanten Vorlesung.
Ueber die versuchte Anwendung der galvanisch-magnetischen Kräfte
zu mechanischen Zwecken waren bisher meine Hoffnungen und Erwar
tungen, ich gestehe es, etwas sanguinischer, als Sie deren zu hegen
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