Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers au Gauss. Bremen, 1888 Januar 8. 
dadurch bestimmt, wenn einer das thut, was nach seiner individuellen 
Ueberzeugung recht ist. 
Der Fall ist zwar keineswegs analog, aber ich möchte doch wissen, 
ob und unter welchen Formen vor 30 Jahren die Huldigung für den 
damaligen König von Westfalen von den Göttinger Professoren gefordert 
und geleistet worden ist. 
Dass Sie, mein theurer Gauss, sich künftig in Paris fixiren würden, 
wie die Zeitungen wiederholt versicherten, habe ich keinen Augenblick 
geglaubt. Aber für möglich hielt ich, dass Sie eine Reise nach Paris 
machen könnten, und dort die Entwickelung der Hannoverschen und 
Göttinger Angelegenheiten ruhig abwarten wollten. Gewiss würde für 
Sie ein temporärer Aufenthalt in Paris, wo man Sie nach Gebühr so 
hoch verehrt, nicht unangenehm und vielleicht für [die] Wissenschaft 
überhaupt von den wichtigsten Folgen gewesen sein. Aber bleiben 
müssen Sie und werden Sie hoffentlich in Deutschland, und zwar in 
unserem nördlichen Deutschland. 
Was Sie mir über Ihren vortrefflichen Schwiegersohn, den Hrn. 
Prof. Ewald, sagen, ist mir einigermaassen räthselhaft. Der Verlust 
desselben, sagen Sie, würde für Göttingen unersetzlich und die Trennung 
von Ihrer geliebten Tochter würde Ihnen höchst schmerzhaft sein. Aber 
ist denn dieser Verlust des grossen Orientalisten für die Universität 
nicht schon ganz gewiss und entschieden? Kann noch, wie man aus 
dem Ausdruck „würde 11 schliessen möchte, irgend eine Ausgleichung 
dieser Angelegenheit möglich sein? 
Von dem Alexander und unseren lieben Reisenden können wir natür 
lich noch keine Nachricht haben. Da aber das Schiff ein so guter 
Segler ist, so wird es wohl jetzt schon lange an dem Orte seiner Be 
stimmung angekommen sein. So bald ich etwas davon höre, melde ich 
es unverzüglich. 
Mit Verlangen sehe ich dem neuen Hefte Ihrer magnetischen 
Beobachtungen entgegen. 
Das so veränderliche Wetter dieses Winters wirkt sehr nachtheilig 
auf mich. Ich befinde mich gar nicht wohl, will Sie aber nicht mit 
meinen Klagen belästigen. 
Ich hoffe von Ihrer Freundschaft und Güte, mein Allertheuerster, 
dass Sie mir gleich eine, wenn auch noch so kurze und kleine Nach 
richt geben werden, wenn in Ihren oder den Verhältnissen derer, die 
Ihnen nahe stehen, irgend etwas Entscheidendes vorgefallen ist, oder 
Sie schon einen festen Entschluss für die Zukunft gefasst haben sollten.
	        
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