Gauss an Olbers. Gottingen, 1821 Januar 13.
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vorher diese angedeuteten Ideen noch für sich zu behalten. Sehr gern
würde ich sie nicht bloss auf die hannoverschen A A, sondern auf
alle andern damit in Verbindung kommenden an wenden und so eine
Description géométrique eines grossen Theils von Europa geben, wenn
ich durch Mittheilungen gehörig unterstützt würde. Aber!!
Hr. v. Müffling- hat mir doch seine 15 Dreiecke vom Rhein bis
Seeberg mitgetheilt. Vorläufig, aber freilich nur sehr roh, habe ich be
reits Göttingen angeschlossen. Nämlich 1812 habe ich auf dem Han-
stein, dessen Lage gegen Göttingen näherungsweise aus meinen Winkel
messungen in hiesiger Gegend folgt, die Winkel zwischen Göttingen,
Brocken und der Boineburg (2 MüFFLiNo’schen Punkten) gemessen,
freilich auf mehrere Minuten ungewiss; doch glaube ich, dass die Ein
tragung Göttingen’s, die hieraus folgt, wohl auf 100 Meter beinahe
zuverlässig ist. Es folgt daraus Längenunterschied zwischen der Göt
tinger und Seeberger Sternwarte 3 m 8 s ,7, was sehr nahe mit den astro
nomischen Bestimmungen zutrifft. Paris wäre hienach, wenn es 33 m 35 s
westlich von Seeberg liegt, 30 m 26 s ,3 westlich von Göttingen. Die neue
Sternwarte liegt l s ,9 östlich von der alten, die ich früher immer 30 m 23V
von Paris setzte.
Von der astronomischen Gesellschaft habe ich noch nichts weiter
gehört. Soviel ich mich erinnere, habe ich auch an Herschel nichts
von unsern C Beobb. geschrieben, sondern nur Hrn. Brewstek in Edin-
burg eine kleine Notiz davon mitgetheilt.
Von der Bedeckung der Plejaden, Aug. 29, habe ich folgendes
beobachtet:
Atlas Eintritt 20 h 11” 57 s ,7 * 3 x )
Pleione „ 16 5,3
p Austritt 18 36,5
Alcyone „ 22 58,1
Die spätem musste ich auf geben, da sie mit mehreren Beobb. von
Zenithaisternen kollidirten. Ich glaubte, dass Sie mir Ihre Beobb. dieses
Phänomens mitgetheilt hätten. Allein da ich neulich für einen meiner
Zuhörer, der meine und einige andere mir bekannt gewordene Beobb.
berechnet, * 2 ) sie aufsuchen wollte, fand ich, dass Sie mir nur angezeigt
haben, dass Sie sie sehr gut beobachtet hätten. Ich ersuche Sie also
auch um gütige Mittheilung. Von der heutigen Bedeckung der Plejaden
ist nichts sichtbar gewesen und überhaupt im ganzen Jahre noch nichts
vom Himmel.
9 Vergl. auch Brief No. 125 von Gauss an Bessel, Briefwechsel S. 873, wo bei
Pleione die Sekunde im Original unleserlich ist. Krm.
2 ) Die reducirten Beobb. finden sich in Gauss’ Werken Bd. VI, S. 448. Krm.