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Olbers an Gauss. Bremen, 1838 März 10.
Ueber Ihre Geldangelegenheiten kann ich Ihnen nichts sagen; weder
die russischen, noch die österreichischen oder belgischen Staatspapiere
sind mir hinreichend bekannt. Wie wenig ich selbst gute Gelegenheit
zum vortheilhaften Geldbelegen kenne, werden Sie daraus schliessen
können, dass ich mir die Herabsetzung der Zinsen von 4 auf 3^ °/ 0 bei
den Obligationen unserer Stadt, von Hannover und dem Württembergischen
Kredit-Verein habe gefallen lassen, ohne meine Kapitalien zurückzu
nehmen, weil ich sie in der Regel zu keinen höheren Procenten unter
zubringen weiss.
So äusserst angenehm und lehrreich ein temporärer Aufenthalt von
einigen Wochen in Paris auch ist, so hätte auch ich keineswegs diesen
Ort zum dauernden Wohnsitz wählen mögen. Nein, lieber Gauss, Sie
müssen in Deutschland bleiben, und wie ich am meisten wünsche, in
Göttingen. Sollte Ihnen aber dort der Aufenthalt zu sehr verleidet
werden, so werden Sie, denke ich, sich leicht eine Stellung in Berlin
oder München verschaffen können, wo Sie frei von allen ökonomischen
Sorgen in otio cum dignitate sich ganz der Entwicklung Ihrer grossen
genialen Ideen widmen können, wodurch Sie schon menschliches Wissen
so sehr vermehrt und gefördert haben.
Ihre Belehrung über Argelander’s Arbeit war mir ebenso neu,
als unerwartet. Führen Sie doch ja Ihren Entschluss aus, die neueren,
wie es mir scheint, jetzt sehr reichhaltigen und zuverlässigen Daten
zu benutzen, um uns die wahrscheinlichste Richtung der Bewegung
unserer Sonne kennen zu lehren. Gewiss eines der interessantesten
Probleme der neueren Astronomie.
Auf die „Residtate“ für 1837 bin ich sehr begierig. Dieses Jahr
war besonders im letzten Drittel sehr reich an Nordlichtern.
Die neueren Nachrichten aus Amerika über die galvanisch-magne
tischen Maschinen lauten doch ganz anders, als die beiden amerikanischen
Professoren (von denen Stanley, der Reisegefährte Ihres Hrn. Sohnes,
mich auch besuchte) darüber referirt haben. In dem aus Amerika
vom 27. Sept. 1837 datirten, zuerst in der Gazette de France 1838
Jan. 10. mitgetheilten, nachher in Froriep’s Neuen Notizen aus dem
Gebiete der Natur- und Heilkunde No. 95 oder No. 7 des 5. Bandes über
setzten Aufsatz ist nicht von einem Schmied und seinem erbärmlichen
Modell, sondern von einer Maschine von einer oder zwei Pferdekraft,
oder genauer von einer Kraft, die einen 13 Centner schweren Wagen
mit einer Geschwindigkeit von 7 englischen Meilen in einer Stunde
fortschaffen könnte, die Rede, welche Maschine der Professor der
Physik, Callan, zu Maynooth zu Stande gebracht hat. Die Maschine
wird durch 40 mit Kupferdrath umwundene, dadurch unter sich ver
bundene Magnete, die mit einer galvanischen Batterie von 6 Quadrat-