Olbers an Gauss. Bremen, 1838 August 24.
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Von ihm erhielt ich auch eine genauere Nachricht über Ihr Gehör,
das mit einem, dem äusseren Verhalten nach sehr ähnlichen Uebel be
haftet scheint, als das meinige. Auch ich habe auf dem rechten Ohr
das Gehör völlig verloren (wahrscheinlich aus einem organischen Fehler
des Trommelfells), auf dem linken ist es sehr geschwächt, hier wahr
scheinlich vom Alter. Bei Ihnen, der Sie nach Herschel auf dem linken
Ohr vollkommen gut hören, wird das Uebel auf dem rechten Ohre auch
hoffentlich nur vorübergehend sein. Sie thuen wohl, dass Sie fürs erste
nur gelinde unschädliche Mittel anwenden, wozu ich ausser dem lange
fortgesetzten Gebrauch des Mandelöls, später Ausspritzen des Ohrs mit
lauem Seifenwasser, mit gemahlenem Senf geschärfte Fussbäder, eine
spanische Fliege hinters Ohr, die man eine Zeit lang im Fluss erhält,
u. s. w. rechne, ehe Sie sich zu einer Operation entscliliessen. Ich hoffe,
jene gelinden Mittel werden das Uebel schon beseitigen. — Für mich
alten Mann ist natürlich keine Besserung mehr zu hoffen, nur Ver
schlimmerung vorauszusehen.
Mit Verwunderung und Erstaunen höre ich, dass die Resultate bisher
so wenigen Absatz gefunden haben. Ich glaubte gewiss, kein Physiker
würde sie entbehren können, entbehren wollen. Später und langsamer
wird indessen der Verleger doch wohl wieder zu seinen Auslagen kommen.
Möchte doch eine Möglichkeit sein, Ihnen und der Georgia Augusta den
braven Weber zu erhalten.
Wie gefällt sich jetzt Ihre Frau Tochter in Tübingen? — Noch
keine Nachrichten von unseren lieben Ausgewanderten?
Hier hatte sich eine Anzahl junger Liebhaber der Physik vereinigt,
die Sternschnuppen in der Nacht vom 10./11. Aug. zu beobachten.
Völlig trüber Himmel hat alles vereitelt.
Jetzt ist es nachgrade Zeit, sich nach dem ENCKE’schen Kometen
umzusehen. Bisher ist er hier noch vergebens gesucht worden.
In einem hiesigen Tageblatt, Aurora genannt, vom 14. Aug. d. J.,
pg. 1519, steht unter der gewöhnlichen Rubrik: „Verschiedenes“ folgende
Notiz: „Zu London wird jetzt ein von einem Amerikaner, Namens
Davenport, erfundener elektromagnetischer Eisenbahn-Wagen gezeigt.
Eine ähnliche elektromagnetische Maschine wird als Druckmaschine
bei einer New Yorker Zeitung benutzt.“ — Die Quelle dieser Nachricht
ist nicht angegeben.