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Olbers an Gauss. Bremen, 1839 Mai 30.
erblindet, und in den letzten Monaten hatten ihre Kräfte sichtlich
abgenommen.
Da in jetziger Jahreszeit Schiffe nach Amerika von Bremen sehr
viele abgehen, so nehme ich mir die Freiheit, Sie um gefällige Be
sorgung der Einlage zu bitten. Nach den letzten Nachrichten hatte
mein jüngster Sohn Besuch von seinem Bruder Eugen, dessen gesetztem
Wesen jener ein gutes Zeugniss giebt. Ich würde daher nicht abgeneigt
sein, ihm sein noch in meinen Händen befindliches Erbtheil (zwischen
4500 und 5000 Rthlr.) schon früher zu extradiren, als nach der Bestim
mung seiner Mutter geschehen sollte, wonach der Termin auf 1843 gesetzt
war. In Verlegenheit setzt mich dabei meine völlige Unwissenheit, wie
Geldangelegenheiten der Art auf eine zugleich sichere und mit möglichst
geringen Kosten verbundene Art behandelt werden möchten, um nament
lich Geld, welches zum Theil baar in Göttingen vorräthig ist, zum Theil
nach einiger Zeit disponibel gemacht werden kann, mit der grössten
Sicherheit und geringsten Verkümmerung durch Kosten in St. Louis
zahlbar zu machen. Ihnen, mein theuerster Freund, darf ich nicht
zumuthen, mir darüber einen Rath zu geben, zumal da bei meiner gänz
lichen Unwissenheit mir eine in alle Einzelheiten gehende Belehrung
nöthig sein würde.
Auf Ihre gütige Erkundigung will ich noch nachholen, dass von einem
Enkel ich vor fast einem Jahre Grossvater geworden bin, der ein
derber Amerikaner zu werden verspricht.
Nach einer kürzlich von Sabine erhaltenen Nachricht wird das
englische Gouvernement auf 3 Jahre auf St. Helena, Kap Vandiemens-
land und in Montreal magnetische Beobb. anstellen lassen, so wie die Ost
indische Kompagnie in Bombay, Madras und am Himalaya.
Ich muss diesen Sommer 2 Kollegien lesen und bin dadurch
und [durch] mancherlei andere Geschäfte in meiner Zeit leider so
sehr beschränkt, dass ich an wissenschaftliche Arbeiten fast gar
nicht werde denken können.
No. 734. Olbers an Gauss. [385
Bremen, 1839 Mai 30.
Sie haben mich schon wieder so gütig und so werthvoll beschenkt,
dass ich wirklich äusserst beschämt bin, auf alle diese köstlichen Gaben
nur durch einen zwar herzlichen, aber doch übrigens ganz sterilen
Dank antworten zu können. Mit inniger Bewunderung sehe ich, wie