Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1889 Mai 80. 
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die Lehre vom Magnetismus sich unter Ihren Händen immer mehr ver 
vollkommnet. Wahrlich alles, was Sie angreifen, bekommt gleich eine 
andere Gestalt und macht riesenhafte Fortschritte. 
Der mir geschickte Brief nach Amerika ist gleich durch das 
Handlungshaus von Wätjen und Comp, besorgt worden. 
Was aber Ihre Anfrage betrifft, wie Sie ein Kapital von 4000 bis 
5000 Rtlilr. am sichersten und wohlfeilsten in die Hände Ihres zweiten 
Hrn. Sohnes nach Amerika schaffen können, so habe ich mich bei 
mehreren danach erkundigen müssen, denn ich selbst war darin ebenso 
unwissend, wie Sie nur immer sein können. Alle Befragten stimmen 
darin überein, dass dies am besten durch Wechsel von Ihrem Hrn. Sohn 
auf Sie geschehen könne. Ihr Hr. Sohn muss mit Einkassirung dieses 
Wechsels eineu dortigen zuverlässigen Bankier oder auch eine Bank 
beauftragen. Der Wechsel wird der Gewohnheit nach mehrentheils 
auf 60 Tage nach Sicht ausgestellt. Der oder die einkassirende Be 
hörde hat die Wahl, ob sie den Wechsel in Bremen (bei Gebrüder 
Focke) oder in London (bei Praller und G abain) oder in Liverpool 
(bei Focke und Boult) zahlbar haben will. Für einen Ort muss 
sie sich aber bestimmt erklären. Wahrscheinlich wird Ihr Hr. Sohn, 
wenn er dem Bankier unbekannt ist, von diesem nicht eher das Geld 
dafür empfangen, bis der Bankier Nachricht erhalten hat, dass der 
Wechsel in Europa wirklich bezahlt ist. In New York ist der Kurs 
eines Goldthalers, d. i. einer Pistole, gewöhnlich 79 oder 80 Cents 
(ein Dollar = 100 Cents), je höher, um so vortheilhafter für den 
Trassanten. Sie haben dann während der Tage nach Sicht Zeit 
genug, die bezogene Summe hierher unmaassgeblich nur an meinen 
Schwiegersohn, Dr. Focke, zu schicken, der dann die Bezahlung des 
Wechsels entweder hier in Bremen, oder in London, oder in Liverpool 
besorgen wird. 
Noch kürzlich hat mein Enkel, Dr. Wilh. Focke, auf diese Art 
8000 Rtlilr. nach Amerika geschickt, die sein Schwager, Hr. Edmund 
Pavenstedt für ihn sehr vortheilhaft bei der Stadt Baltimore zu 6°/ 0 be 
legt hatte und in Wechseln auf ihn zog. Wäre Ihr Hr. Sohn in der Nähe 
von New York, und wollte und könnte Hr. E. Pavenstedt die Einkassirung 
in Europa übernehmen, so wäre die Sache auf einmal beendigt. Müsste 
sich aber Ihr Sohn an einen anderen, ihm übrigens noch nicht bekannten 
Bankier wenden, so würde ich sehr rathen, nicht auf einmal die ganze 
Summe, sondern nur einen mässigen Theil, etwa 500 bis 1000 Rtlilr. 
zu ziehen, um zu erfahren und zu sehen, ob er auch von dem, 
an den er sich gewandt hat, in Ansehung der Spesen und Provision 
billig behandelt werde. Erfahrung würde ihm dann wohl den besten 
Weg lehren. 
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