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Anhang 1.
man mit Zuversicht hoffte, Sie für die preussische Monarchie gewonnen
zu haben. General Müffling wünscht nun andere Vorschläge von
mir zu hören, was mich denn aber in grosse Verlegenheit setzt, da
Ersatz eine Unmöglichkeit ist
N0.739. Dirksen an Olbers. 1 )
Berlin, 1825 Januar 6.
.... Allein heute Morgen wurde hier die unerwartete Nachricht
kund, dass Hr. Gaitss den an ihn erlassenen Antrag abgelehnt habe,
und zwar weil die Hannoversche Regirung 1) ihm selbst eine bedeu
tende Zulage und 2) seinem ältesten Sohne den Eintritt in das Artillerie-
Korps bewilligt habe. — Ich kann Ew. Wohlgeb. den unangenehmen
Eindruck nicht beschreiben, den diese Nachricht allhier gemacht hat,
und darf Ihnen nicht verhehlen, dass ich die begleitenden Argumente
der GAUss’schen Denkungsart, so wie ich dieselbe kennen gelernt habe,
so unähnlich finde, dass ich in dem Ganzen irgend ein Missverständniss
vermuthen muss. Denn erstlich kenne ich Hrn. Gaitss als einen Mann,
dem es unter jedem Verhältnisse schwer werden würde, den einzigen
seiner vollkommen würdigen Wirkungskreis käuflich zu stellen; zweitens
ist es mir nicht wahrscheinlich, dass die erhaltene Zulage von der Art
sei, dass sie ihm gegen das von hier aus gewordene Anerbieten be
sondere pekuniäre Vortheile verschaffen könne, und wenn auch, so
hätte die hiesige Behörde in dieser Beziehung vielleicht noch nicht das
letzte Wort gesagt; drittens hätte sein Sohn, und hätten alle seine
Söhne eine weit glänzendere Beförderung im preussischen als im han
noverschen Dienste unter andern schon dadurch zu erwarten, dass die
Bedürfnisse von jenem verhältnissmässig weit grösser als von diesem
sind. Endlich viertens, was mir die Sache vollkommen unbegreiflich
macht, ist der schon erwähnte Brief vom 15. Nov., mit welchem Sie
mich zu beehren die Güte gehabt haben, der geradezu dasjenige ver
neint, was hier bejaht wird, und mir zu eben dieser Verneinung noch
den bestimmtesten Auftrag, im engsten Vertrauen, ertheilt. — Es ist
aus allen diesen Gründen, im Verein mit anderweitigen Verhältnissen,
dass ich fast vermuthen möchte, dass der Antrag vielleicht nicht in
seiner ursprünglichen und wahren Form an Hrn. Gauss gelangt, son- *)
*) Dieser Brief ist unter N0. 17 in K. Bruhns, Briefe zwischen A. v. Humboldt
und Gauss mitgetheilt und danach hier wieder abgedruckt. Vergl. auch Brief N0. 547
von Olbers an Gauss vom 28. Jan. 1825. Krm.