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Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 Januar 81.
im Pegasus entdeckt habe. Nach sehr lange anhaltendem trüben und
neblicliten Wetter hatte es sich endlich am 29. Abends aufgeklärt; aber
der Himmel war in den ersten Abendstunden nicht recht heiter, und
kleinere Sterne, z.B. mira Cygni, und schwache Nebelflecke blieben im Ko
metensucher unsichtbar. Ich betrachtete namentlich y Pegasi und seine
Umgebungen, ohne irgend was Auffallendes zu bemerken. Aber gestern
am 30. war es bis 11 Uhr sehr heiter. Sobald auch diesmal mein
Kometensucher auf y Pegasi gerichtet wurde, fiel mir sogleich ein
kleiner Komet ins Gesicht, von schwachem Licht, doch mit einem
kleinen sehr blassen, etwa 45' langen Schweif versehen. Nach vor
läufiger Reduktion meiner Beobb. war um 7 h 27 ml ) Abends M.Z. PR Komet
359° 27', Nördl. Dekl. 16° 5'. Der Komet scheint sich äusserst langsam
rückläufig zu bewegen, und seine Dekl. fast unmerklich abzunehmen.
(Letztere nach der Beob. nur 37" in l h 12 m , welches bei Kreismikro-
meter-Beobb. natürlich sehr ungewiss bleibt.) Ich konnte die Beobb.
nicht lange genug fortsetzen, weil der Komet, so wie er niedriger kam,
so schwach wurde, dass die Ein- und Austritte nicht ganz zuverlässig
bemerkt werden konnten. Die Position beruht auf einem Stern der
Hist. Cel., ich behalte mir aber vor, sie noch näher zu berichtigen.
Im Dollond schien ein sehr kleiner verwaschener Kern durchzublicken,
und der Schweif war in diesem Fernrohr 15'—20' lang.
Dürfte ich Sie gehorsamst bitten, Hrn. Prof. Haeding den Ko
meten, wenn Sie ihn nicht vielleicht schon in Göttingen gesehen haben,
in meinem Namen anzuzeigen.
No. 402. Gauss an Olbers. [m
Göttingen, 1821 Januar 31.
Dem von Ihnen geäusserten Wunsche gemäss übersende ich Ihnen
hier eine Abschrift * 2 ) der 15 MüfflinG’schen Dreiecke. Die Winkel
sind so, wie sie gemessen sind; allein bei der Berechnung der Dreiecke
hat Hr. v. M[üffling] den Fehler auf die einzelnen 3 W inkel immer
ungleich vertheilt; nach welchem Princip habe ich nicht errathen
0 Muss 17 m heissen nach Olbers’ Briefe v. 9. Febr. Knn.
2 ) In einer Beilage theilt Gauss die Winkel und die Logarithmen der Sinus der
Dreieckseiten in Toisen für die 15 von v. Müffling und die 8 von Encke ihm über
sandten Dreiecke mit. Daselbst befindet sich auch eine Zeichnung dieser sowie der
nachher erwähnten EpAiLLY’schen Dreiecke. Der Abdruck dieser Daten sowie der
Zeichnung erschien nicht angebracht; einiges über diese Dreiecke findet sich auch in
Gauss’ Werken Bd. IX, S. 365 u. 431. Krm.