Die bestürzte Akademie, nach so hoch errregten Hoffnungen, will
sich von ihrem Unglück nicht überzeugen. Sie glaubt an Widerwärtig
keiten, welche ihr nicht bekannt sind, an Befürchtungen, die unge
gründet sein möchten, an \ ermeidung unangenehmer Verhältnisse, die
gar nicht eintreten können. Sie giebt mir den Auftrag, Ihnen die
ganze Lage der Sachen noch einmal vorzutragen, von denen Ihnen viel
leicht manches unbekannt sein könnte, als ein Brief, den man im Ver
trauen schreibt, und der eine vertrauliche Antwort erzeugen könnte.
Die Akademie wünscht Sie in ihrer Mitte, weil sie glaubt, dass
eine so freie Stellung, als ihre Mitglieder geniessen, kaum anderswo
den Gelehrten geboten werden könne. Damals, als man Ihnen An
träge zu machen beschloss, waren die Gehälter, über welche man dis-
poniren konnte, nicht hinreichend, das hervorzubringen, was Sie ver
langen mussten. Seitdem ist Prof. Wolf, der Philolog, in Marseille ge
storben, und man glaubt nun, es möglich zu machen, ohne neue Fonds
Ihnen alles zu bieten, was zum bequemen und guten Leben hier noth-
wendig ist. Sollte man Ihnen von Anstalten geredet haben, polytech
nische Institute und ähnliche Dinge, zu deren Direktion Sie berufen
sein 'sollten, so hat die Akademie daran keinen Theil. Sie findet es
unschicklich und glaubt die Erklärung nothwendig, dass Sie sich zu
gar nichts verbinden, als Ihren Aufenthalt hierher zu versetzen. Keine
Vorlesungen irgend einer Art, kein kollegialisches Verhältniss von Prä
sident, Rath oder Minister. Sie sind frei, schalten mit Ihrer Zeit, wie
es Ihnen gefällig ist, geben niemand darüber Rechenschaft, und nie
mand hat auch das Recht, eine solche auch nur von fern zu ver
langen. — Denn die Akademie ist ein völlig unabhängiges Institut,
was unmittelbar unter dem König stellt, unmittelbar dem König referirt
und nur durch Kabinetsordres Befehle erhält. Der Minister hat auf
die Akademie gar keinen Einfluss, noch viel weniger ein General oder
irgend ein anderes Kollegium. Die Akademie wählt ihre Mitglieder
selbst und sucht die Bestätigung unmittelbar bei dem Könige, nicht
durch den Minister, der höchstens aus Höflichkeit davon benachrichtigt
wird. Die Akademie vertheilt die auf ihrem Etat stehenden Gehälter
nach ihrem Gutdünken, der Minister darf das nicht; viel weniger würde
er daher, wie etwa Corbieres in Paris, Gehälter streichen können.
Was im Innern der Akademie vorgeht, wird dem Minister niemals be
richtet, und jeder Versuch — denn wohin griffe ein Bureau nicht —
auf irgend eine entfernte Art sich hineinzumischen, wird jederzeit,
schiene er auch noch so unschuldig, abgeschlagen und verworfen. Eine
solche Freiheit, solche Unabhängigkeit des Wirkens wäre Ihrer nicht
unwerth, und das Herz blutet, wenn man bedenkt, dass [eine] so treff
liche Lage nur von solchen benutzt werden soll, als sich jetzt darinnen