Vorwort.
Das vorliegende Werk steht an Umfang zwischen dem „Grundriß
der theoretischen Astronomie“ von J. Frischauf (3. Aufl. 1922) und
den umfangreichen Werken „Lehrbuch zur Bahnbestimmung der Ko
meten und Planeten“ von Th. v. Oppolzer (Bd. I, 2. Aufl. 1882; Bd. II
1880), „Theoretical Astronomy“ von J. C. Watson (ed. 1896), „Theore
tische Astronomie“ von W. KLINKERFUES (H. Buchholz, 3.Ausg.i9i2),
„Die Bahnbestimmung der Himmelskörper“ von J. Bauschinger (2. Aufl.
1928). Es wendet sich an die Studierenden der Astronomie, denen es
eine Einführung in die Bahnbestimmung geben, an die Fachastro
nomen, denen es mit der Zusammenstellung erprobter brauchbarer
Methoden dienen will, und an den Kreis der Nichtfachastronomen, die
in letzter Zeit in steigendem Maße ihr Interesse durch erfolgreiche
Mitarbeit an den rechnerischen Aufgaben bekundet haben.
Da die Bahnbestimmung ein Problem des praktischen Rechnens ist,
so habe ich auf die praktische Behandlung der Materie durch Formel
zusammenstellungen und Beigabe zahlreicher Beispiele besonderen Wert
gelegt. Aber auch dem Gesichtspunkt mathematischer Durchsichtigkeit
hoffe ich in ausreichendem Maße Rechnung getragen zu haben.
Aus der Fülle der bekannt gewordenen Methoden der Bahnbestim
mung mußte eine Auswahl getroffen werden. Jede Auswahl ist mehr
oder weniger subjektiv beeinflußt. Denn ein Urteil über die Brauch
barkeit von Methoden erlangt man nur durch öftere praktische An
wendung. Bei der großen Zahl der vorgeschlagenen Methoden dürfte
es aber kaum einen Astronomen geben, der auf Grund seiner eigenen
Erfahrung in der praktischen Anwendung aller Methoden ein objektives
Urteil abgeben könnte.
Abweichend von den genannten Werken sind hier neben neueren
Methoden der ersten Bahnbestimmung, Ephemeridenrechnung und
Störungsrechnung erstmalig einer Forderung der Zeit entsprechend
Methoden in einer für die Rechenmaschine geeigneten Form aufgenom
men. Da die Methoden in dieser Form den Vorteil größerer Durch
sichtigkeit haben als in der für die logarithmische Rechnung geeig
neten Form, so habe ich jene an erster Stelle dargelegt. Bis vor wenigen
Jahren wurden die Bahnrechnungen aus Mangel an geeigneten Rechen
maschinen fast ausschließlich logarithmisch ausgeführt. Auch in ab
sehbarer Zeit wird die Maschine schon wegen der hohen Anschaffungs
kosten die Logarithmentafel kaum ganz verdrängen können.