Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

116 Alte und neue Ansichten über die Eiszeit. — Erklärungsversuche. 
er die Entstehung der Eiszeit begründet, zürn Bewußtsein ge 
kommen. Neidisch spricht aber nur von einer „Pendelung der 
Pole." Ein anderer Forscher, Kreichgauer, schließt aus den 
Spuren in der Verschiebung der Tierwelt geradezu auf eine Wan 
derung der Pole. In einer ungefähr 8förmigen Linie soll sich 
der Nordpol aus der (Fegend des heutigen Südpols langsam nach 
seiner jetzigen Stelle bewegt haben. Kreichgauers Beobachtungen 
und die daraus gezogenen Schlüsse sind sehr scharfsinnig; er 
fühlt wohl ein großes Geschehen, verwechselt aber Ursache, 
Wirkung und Begleiterscheinung, ohne, wie es doch nötig wäre, 
einen der Erde eigenen oder in kosmischen Ursachen liegenden 
Grund für die von ihm vermutete Polwanderung anzugeben. 
Ohne einen solchen beweisbaren Grund ist aber seine Hypothese 
für die Erklärung der Eiszeit wertlos. 
Arrhenius erblickt in dem Kohlensäuregehalt der Luft ein 
Wärmeschutzmittel der Erde; eine geringe Verminderung der 
Durchschnittstätigkeit der Vulkane, welche ja ständig Kohlensäure 
aushauchen, könne zu so großen Unterschieden der Temperatur und 
des Klimas führen, daß sie sich als Eiszeit bemerkbar machen 
müßten. Diese Erklärung ist eine auf Annahmen aufgebaute 
Behauptung; ob sie bewiesen werden wird oder kann, steht 
dahin. Nach einer anderen Erklärung soll die Erdbahn durch 
Ljimmelsregionen hindurchgegangen sein, in denen eine größere 
Kälte geherrscht hätte, als uns bekannt ist. Das wäre wohl nur 
denkbar, wenn sich die Erde zeitweise von der Sonne entfernt 
hätte und dann wieder in ihre alte Bahn zurückgekehrt wäre. 
Ist das überhaupt möglich? Und welche Kraft konnte die Erde, 
vielleicht sogar das ganze Sonnensystem so weit aus der Bahn 
herausstören, ohne gleichzeitig die gesamte Planetenschar in 
vollkommenste Unordnung zu bringen, und wie kam es, daß 
diese Kraft aufhörte zu wirken, so daß sich alles wieder zum 
früheren Zustand zurückregeln konnte? Die Sonne selbst wird 
sogar als Nothelfer herangezogen, indem angenommen wird, 
daß sie vorübergehend kälter oder so stark mit Sonnenflecken be 
deckt gewesen sei, daß sie nicht imstande war, der Erde das ge 
wohnte Ouantum Wärme zuzustrahlen. Dadurch sei naturgemäß 
eine Abkühlung eingetreten, welche die Eiszeit hervorgerufen 
habe. Es könnten noch mehr Erklärungsversuche angeführt
	        
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