Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

Größensortisrunq. — Dolomiten und ähnliche Gebirqsstöcke. '151 
wenn auch selbst mit Unterbrechungen, lange )ahre fortgehen. Das 
Ergebnis wäre eine Schichtenbildung, wie wir sie in unsrer Eiszeit- 
theorie schon kennen gelernt haben. Lin idealer Schnitt durch 
einen solchen Rüstenabschnitt mit horizontal- und Vertikalsortierung 
der von der Flut herangebrachten Stoffe möge in Figur I, Tafel IX 
geboten sein. (Vgl. hierzu die Anmerkung auf Seite 154.) 
Sollte es nötig sein, diese Ausführungen noch dadurch zu er 
weitern, daß wir auf den Aufbau der Dolomiten und ähnlicher Ge- 
birgsstöcke näher eingehen, welche sich zum größten Teil aus den 
Trümmern früherer Rorallentiere zusammensetzen? wir wissen, 
daß die Bauten dieser Tiere durch die Brandung zerstört werden, 
und können uns denken, daß der Meeresgrund in gewissen Ge 
genden aus fast nichts anderem als solchem Material besteht. Das 
war früher in der Tat der Fall, und es ist begreiflich, daß die 
fluten, die wir als die Folge der Mondannäherung kennen lernten, 
auch dieses Material aufwühlen und verschleppen mußten. )n 
Ebbegebieten lagerten sich die Rorallenreste ebenso wie an an 
deren Stellen die Globigerinen der Kreide und die Nummulithen 
der Kalke horizontal ab, bis sich die Schichten durch Gleitung 
verwerfen mußten; als aber die Erdrinde sich anschickte, nach 
dem Wegfall der sie deformierenden Zugkraft des Mondes 
ihre Kugelgestalt wieder anzunehmen, fanden durch Einbrüche 
aller Art, durch das Aneinanderaufrichten, das Überkippen der 
Erdschollen und jede sonst nur denkbare Richtungsänderung ihrer 
Lage so außerordentliche Schiebungen und Verwerfungen statt, 
daß wir uns nicht wundern können, in Tausenden von Metern 
Gebirgshöhe plötzlich auf Reste uralten Meeresbodens zu stoßen, 
der jedoch an dieser Stelle niemals Meeresgrund ge 
wesen ist, sondern nur hingeschwemmt wurde. Damit 
können wir wohl diese geologische Zwischenerörterung beschließen, 
deren Grundgedanke darin gipfelt: Ghne den zeitlichen Zu 
sammenfall der großen Fluten, welche die jetzigen um das hundert 
und tausendfache an Gewalt übertrafen, ohne die Eiszeit, die, 
wenn auch an Stärke wechselnd, lange Zeit der Entwicklung der 
Erde ihr Gepräge verlieh, wären die Sedimentgebirge nicht 
denkbar und möglich. Kleine und lokale Ausnahmen im Lchell- 
schen Sinne sollen nicht bestritten werden; wenn aber die 
Ausnahme die Regel irgendwie bestätigen kann, dann ist es
	        
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