II. Die Steinkohlen-, Petroleum- und Holzlager.
1. Die Steinkohlenlager.
Die Steinkohlen sind fossile Pflanzenreste, und da man in
ihnen noch gut erhaltene Reste von Baumfarnen, Schachtelhalmen
und anderen, jetzt noch im heißen Klima wachsenden pflanzen
festgestellt hat, so spricht man von einer Steinkohlen fl ora,
die einem bestimmten Zeitabschnitt der Erdgeschichte angehört.
Unwillkürlich wird dabei die Vorstellung wachgerufen, als ob es
zu jener Zeit überhaupt keine anderen als tropische pflanzen auf
der Erde gegeben habe. Nun hat man durch Zufall beim Abbruch
der alten Mainbrücke bei Frankfurt in einem der alten Quadern,
die aus rotem Sandstein bestehen, einen versteinerten Ast gefunden,
der sicher keiner der jetzt bekannten tropischen Pflanzenarten
angehört. Da die Bildung vieler Sandsteinbänke nicht viel jüngeren
Datums sein dürfte als die mancher Kohlenlager, so muß nach
diesem Befunde der Ausdruck „Pflanzen der Steinkohlenzeit" wohl
etwas weiter gefaßt werden als jetzt üblich. Zum mindesten müßten
die phantastischen Bilder, welche die europäischen Wälder zur
Steinkohlenzeit darstellen sollen, durch einige andersgestaltete
Baumsorten vervollständigt werden, wenn es gelingen sollte,
durch neue Funde genannter Art den Lharakter dieser Reste
festzustellen. Da es sich für die folgende Betrachtung nicht darum
handelt, die Frage zu entscheiden, aus welcherlei Baummaterial
die Steinkohlen bestehen, sondern wie und auf welchem Wege
sie entstanden sein können, und da unsere Erklärung des Vorganges
nicht mit der jetzt gültigen übereinstimmt, so haben wir den an
der Frankfurter Brücke gefundenen Ast nur erwähnt, um die
Glaubwürdigkeit der üblichen Phantasiebilder von Steinkohlen
wäldern etwas zu erschüttern.
Ls gab eine Zeit, in der die Frage nach der Entstehung der
Kohlenlager bereits zu einem gewissen Abschluß gebracht zu sein
schien; das war, als die ältere Geologie lehrte, daß die Pflanzen
reste, aus denen die Steinkohle besteht, aus tropischen Gegenden