Schichienfolge in der Erdkruste
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durch das Meer an die jetzigen Fundstellen geschwemmt seien,
wo sie, mit erdigen Bestandteilen überdeckt, durch die Wärme des
Lrdinnern allmählich zur Verkohlung gelangten. Da kam die
Lyellsche Theorie, welche behauptete, daß da, wo die Kohlen
heute liegen, auch die Wälder standen, aus denen sie entstanden
sind, denn damals herrschte in Mitteleuropa tropisches Klima.
Da sich die Lyellschen Ansichten auf allen geologischen Gebieten
Bahn brachen, so siegte vorläufig auch diese Theorie der sog.
autochthon (auf dem gleichen Boden) entstandenen Kohle über
die alte, welche die allochthone (auf anderer Stelle gewordene)
Entstehung des Baummaterials vertrat. Die Glazialkosmogonie
behauptet dagegen, daß der allergrößte Teil der Kohlenlager
allochthonen Ursprungs ist, und daß nur ein geringer Bruchteil
davon mit dem Standort früherer Wälder zusammenfällt.
Bevor wir mit der Schilderung des Vorganges, wie sich ein
Kohlenflöz bilden und gebildet haben kann, beginnen, müssen
wir uns ein Bild davon verschaffen, wie denn ein solches Flöz,
bzw. eine Schicht von Flözen eigentlich aussieht, wenn es eine
Stelle auf der Erde gäbe, an der alle wichtigen Gesteinslagen
in der Reihenfolge, wie sie sich gebildet haben müssen, übereinan-
derlägen, könnten wir eine Tiefbohrung mit rohrförmigen,
sämtliche Schichten durchschneidenden Bohrern mit dem Erfolg aus
führen, daß die bei dem Eindringen des Bohrers sich ergebenden
Bohrkerne, einer an den anderen in der Reihenfolge gelegt, wie
sie herausgekommen sind, uns ein genaues Bild der Schichtendicke
und Schichtenfolge gäben, so daß wir einige ^ooo m der Erdrinde
nach ihrem Aufbau studieren könnten. Line solche Stelle gibt es
schwerlich, wir können aber einen idealen Schnitt aufbauen,
wie es in der Figur III der Tafel IX versucht ist: Zu oberst be
findet sich eine Lage des zuletzt angeschwemmten Landes aus der
Sintflutzeit, unter ihr liegen Braunkohlen. Dann folgen Sand
stein, Kreide, Jura, Keuper,,Muschelkalk, Buntsandftein, Zech
stein, Rotliegendes und Kupferschiefer. Dabei bringt der Bohrer
oft noch anderes Material zutage: Zn dem Gemisch von Sand-
und Kalkstein zeigen sich schwarze Streifen, die bald einige
Zentimeter, bald nur einige Millimeter, aber auch viele Zenti
meter, ja meterdick sein können. Ls ist Kohle. Aber sie nehmen
nicht regelmäßig an Stärke zu; im Gegenteil: es zeigt sich keine