Der Destillaüonsprozeß.
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neue große Massen heran, und die zusammenfrierenden Fisch-
kadaver wuchsen zu Bergen an, bis schließlich alles unter Schichten
von Kalk-, Schiefer- und anderem Sedimentgestein begraben
wurde, welche natürlich auch gefroren. Dadurch aber waren
die der Zersetzung unterworfenen organischen Stoffe gegen alle
schädlichen Einflüsse völlig geschützt, so daß sie auf unbestimmbar
lange Zeiten ihrem Schicksal überlassen werden konnten. Eine
Verwesung war ausgeschlossen. Mit der Zeit ergaben sich jedoch
Bedingungen, unter denen eine Umwandlung in Petroleum
vor sich gehen mußte. Diese Möglichkeit fand sich, als die Höhe
der aufgebauten Sedimentschichten so weit zugenommen hatte,
daß sich ihr Druck in Wärme umsetzen konnte. Die Druckwärme
allein genügt nicht *zur Erzeugung der Temperaturen, welche
für den Umwandlungsprozeß nötig sind, wohl aber können diese
erreicht werden, wenn sich zu dem Druck auch die Bewegung
gesellt. Jetzt möge eine kleine Betrachtung eingefügt werden, aus
der hervorgehen wird, daß es nicht schwierig ist, Wärmemengen,
wie sie zur Verkohlung der pflanzlichen und zur Destillation der
tierischen Rohstoffanhäufungen nötig sind, die auch bei der Ent
stehung der Sedimentgebirge und Kohlenlager auftreten, auf
rechnerischem Wege zu ermitteln, wir wenden dabei das mecha
nische Gesetz an, daß „Druck mal weg gleich ist der geleisteten
Arbeit" und berücksichtigen ferner, daß durch die Arbeit von
324 mkg eine Kalorie, d. i. eine Wärmemenge erzeugt wird, durch
die man \ cdm Wasser irrt Gewicht von \ kg von o° auf \° C er
wärmen kann.
Nehmen wir das Gewicht von \ cbm Gestein zu 2500 kg
an und denken uns eine Gesteinshöhe von 3000 m über dem zu
Kohle werdenden Material, so drückt das Gebirge mit 7500000 kg
auf den (Quadratmeter dieser Masse; war diese im gefrorenen Zu
stande 21 m stark, und wurde sie unter dem Druck auf 1 m zusammen
gepreßt, so hat sich das Gestein um 20 m nach unten bewegt und
dabei eine Arbeit von 7500000 X 20= 150000000 rn/kg geleistet,
deren wärmequivalent ^ 5 ° 000 000 = 354 000 Kalorien beträgt.
Es wären also in einem Kubikmeter der späteren Kohle diese
Kalorien angehäuft worden, wenn der Prozeß des Zusammen
drückens sich so schnell abgespielt hätte, daß keine Wärme-