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Humboldt und Falb: Indianer-Überlieferungen.
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Rhodius drückt sich bei seiner Behauptung, daß Ägypten vor allen
anderen Ländern bewohnt gewesen sei, folgendermaßen aus:
Noch nicht kreisten am Fimmel die Gestirne alle, noch waren die
Danaer nicht da, nicht das deukaleonische Geschlecht, vorhanden
waren nur die Arkader, von denen es heißt, daß sie vor dem
Monde lebten, Eicheln essend auf den Bergen. Ähnlichen An
deutungen einer Entstehung des Mondes während der Existenz
des Menschen auf Erden begegnen wir auch im tropischen Amerika.
Der Völkerstamm des Mozkas auf der Hochebene von BogotL
rühmt sich ganz wie die Selenen eines vormondlichen Zeitalters."
Soweit Mind. Die Möglichkeit vormondlichen Daseins dieser
Stämme wird von der Wissenschaft nicht bestritten, aber damit
erklärt, daß es eine Zeit gegeben haben müsse, in der die Be
wölkung der Erde ständig so dicht gewesen sei, daß der Mond
nicht habe durchscheinen können. Auf diese und noch weiter
hergeholte unwahrscheinliche Erklärungen brauchen wir nicht
einzugehen, da wir uns dem Teil unserer Ausführungen nähern,
in dem wir Aufschluß darüber erhalten, daß und wann un
gefähr der ehemalige planet Luna zum jetzigen Monde
wurde. Dieses Licht aus grauer Urzeit kommt uns nicht aus
dem Grient, sondern von den Hochebenen Perus. Dort lebende
Indianerstämme besitzen eine weit zurückreichende Tradition,
von welcher uns schon Humboldt berichtet hat, und die durch
die Arbeiten neuerer Forscher wesentlich neue Züge erhielt. Zu
diesen Forschern gehört Rud. Falb, derIuerft Humboldt zitiert,
um dann seine eigenen Erfahrungen zu besprechen. Humboldt
berichtet in seinem amerikanischen Reisehandbuch: „Ich kann
dieses erste Glied des Bergstocks der Enkaramada nicht verlassen,
ohne eines Umstandes zu gedenken, dessen man während unseres
Aufenthaltes in den Missionen am Orinoco häufig gegen uns
erwähnte. Unter den Eingeborenen dieser Länder hat sich die
Sage erhalten, beim großen Wasser, als ihre Väter das
Kcrnoe besteigen mußten, um der allgemeinen Überschwemmung
zu entgehen, haben die wellen des Meeres die Felsen der Lnkara-
mada bespült. Diese Sage kommt nicht nur bei einem einzigen
Volke, den Tamanaken, vor, sie gehört zu einem Kreise geschicht
licher Überlieferungen, aus denen sich einzelne Vorstellungen
bei den Maypnros an den großen Katarakten, bei den Indianern